Europäische Union:Die Europawahl im Überblick

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In etlichen Ländern in Europa steigt die Wahlbeteiligung - auch in Deutschland.

(Foto: dpa)
  • Hochrechnungen zufolge gewinnen die Grünen bei der Europawahl in Deutschland am stärksten hinzu und werden mit mehr als 20 Prozent zweitstärkste Kraft.
  • Die SPD fährt deutliche Verluste ein und kommt nur auf Platz drei. Die Union wird stärkste Kraft, fährt aber ebenfalls deutliche Verluste ein.
  • In Frankreich führt Marine Le Pens rechte Partei Rassemblement National vor der Liste von Präsident Macron.
  • Die Wahlbeteiligung steigt in vielen Ländern.
  • Europaweit verlieren Christ- und Sozialdemokraten - im neuen Parlament werden sie gemeinsam nicht mehr auf eine Mehrheit kommen.
  • Aktuelle Entwicklungen zur Europawahl im Liveblog.

Ein Überblick über die Hochrechnungen und Trends bei der Europawahl:

Deutschland

Bei der Europawahl werden die Grünen in Deutschland zweitstärkste Kraft und landen klar vor der SPD. Das geht aus ersten Hochrechnungen im Auftrag von ARD und ZDF hervor. Demnach kommen die Grünen auf 20,8 bis 21,8 Prozent und können ihr Ergebnis von 2014 in etwa verdoppeln.

Die Sozialdemokraten landen demnach bei 15,6 Prozent und verlieren damit etwa elf Prozentpunkte. Die Union wird stärkste Kraft mit etwa 28 Prozent, fährt aber ebenfalls herbe Verluste ein. 2014 hatte sie noch 35,4 Prozent der Stimmen geholt. Die FDP und die Linke kommen Hochrechnungen zufolge auf 5,5 Prozent. Die AfD erzielt etwa 10,5 Prozent und landet damit auf dem vierten Platz (2014: 7,1 Prozent).

Die Wahlbeteiligung liegt in diesem Jahr bei 60 Prozent und damit deutlich höher als 2014. Damals betrug sie 48,1 Prozent. Auch in vielen anderen EU-Ländern zeichnet sich eine höhere Wahlbeteiligung ab als zuletzt.

Bei der Europawahl waren auch zahlreiche Kleinparteien angetreten. Unter ihnen schneiden den ersten Hochrechnungen zufolge die Satiriker von "Die Partei" am stärksten ab und kommen auf 2,6 Prozent. Sie entsenden damit drei Abgeordnete ins Parlament nach Brüssel. Die Freien Wähler kommen auf 2,2 Prozent und damit zwei Sitze. Die paneuropäische Partei Volt, die ÖDP, die Tierschutzpartei, die Familienpartei und die Piraten holen je einen Sitz. Anders als bei Bundestagswahlen gibt es bei Europawahlen in Deutschland keine Sperrklausel.

In Bayern ist die CSU bei der Europawahl nach der neusten Hochrechnung mit 40,6 Prozent knapp vor ihrem Ergebnis von 2014 gelandet. Nach den Zahlen des Bayerischen Rundfunks vom frühen Sonntagabend lag sie damit 0,1 Prozentpunkte über ihrem bislang schlechtesten Ergebnis von vor fünf Jahren. Im Vergleich zur historischen Pleite bei der Landtagswahl 2018 kann sich die CSU ebenfalls wieder verbessern.

Trends in Europa

Am frühen Sonntagabend lagen erst wenige Prognosen auf Grundlage von Nachwahlbefragungen und letzten Umfragen aus einzelnen Ländern vor. Aufgrund von Umfragen und bisherigen Ergebnissen ist zu erwarten, dass EU-freundliche Parteien im neuen Parlament rund zwei Drittel der Abgeordneten stellen werden.

Allerdings werden die christdemokratische Parteienfamilie EVP und die Sozialdemokraten künftig deutlich schwächer unter den 751 Europaabgeordneten vertreten sein. Einer ersten Prognose zufolge können sie gemeinsam keine Mehrheit mehr stellen. Liberale, grüne und rechte Parteien gewinnen deutlich hinzu.

In Frankreich führt Marine Le Pens rechter "Rassemblement National" vor der Liste von Präsident Emmanuel Macron. Le Pens Partei erhielt rund 24,2 Prozent der Stimmen, wie der Nachrichtensender BFMTV am Sonntag nach Schließung der Wahllokale berichtete. Die Liste der Regierungspartei kam demnach auf 22,4 Prozent.

In Spanien werden die regierenden Sozialisten (PSOE) erwartungsgemäß stärkste Kraft. Einer Umfrage zufolge können sie mit 18 Sitzen rechnen und damit klar hinzugewinnen. Die konservative Volkspartei kommt auf elf bis zwölf Abgeordnete (bislang 16), die liberalen Ciudadanos können ihre Abgeordnetenzahl voraussichtlich von zwei auf acht steigern. Die neugegründete rechte Vox kommt demnach auf vier bis fünf Sitze. In Portugal gewinnen die Sozialisten ebenfalls klar (30-34 Prozent), die Konservativen landen bei 20-24 Prozent.

Aus Großbritannien lagen noch keine Hochrechnungen vor, erwartet wird aber, das Nigel Farages Brexit-Partei die Wahl gewinnen und Konservative wie Labour abgestraft werden dürften. Mit besonderer Spannung wurde für den späten Abend das Ergebnis der rechtspopulistischen Lega in Italien erwartet, da Parteichef Matteo Salvini die europäische Rechte einen und gegen die EU in jetziger Form in Stellung bringen will.

In Österreich legte die konservative ÖVP von Kanzler Sebastian Kurz deutlich zu, offensichtlich eine Folge des Videoskandals um den früheren Koalitionspartner FPÖ. Nach gemeinsamen Berechnungen mehrerer Meinungsforschungsinstitute kommt die ÖVP auf 34,5 Prozent, das sind 7,5 Prozentpunkte mehr als bei der EU-Wahl 2014. Die FPÖ kommt trotz des Skandals auf 17,5 Prozent, ein Minus von 2,2 Prozentpunkten im Vergleich zu 2014. Die sozialdemokratische SPÖ erreicht 23,5 Prozent, ein leichtes Minus von 0,5 Prozentpunkten im Vergleich zur letzten EU-Wahl.

In Polen ist die regierende PiS-Partei ersten Prognosen zufolge als stärkste Kraft aus der Europawahl hervorgegangen. Sie kann mit 42,4 Prozent der Stimmen rechnen, geht aus der Umfrage des Instituts Ipsos hervor. Die Europäische Koalition - deren größte Kraft die liberalkonservativen Oppositionspartei Bürgerplattform von EU-Ratspräsident Donald Tusk ist - kann 39,1 Prozent auf sich vereinigen.

In den Niederlanden - das bestätigten Trends, die das Europaparlament am Sonntagabend veröffentlichte - lagen die Sozialdemokraten um den Europa-Spitzenkandidaten Frans Timmermans völlig unerwartet vorn und kamen auf 18,1 Prozent. In Irland stachen die guten Ergebnisse der Regierungspartei Fine Gael mit 29 Prozent und der Grünen mit 15 Prozent heraus.

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