Irland:Mairead McGuinness will EU-Kommissarin werden

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Seit 2004 im EU-Parlament: Die Irin Mairead McGuinness, hier bei einer Parlamentsdebatte im Oktober 2018. (Foto: Jean-Francois Badias/AP)

Die Europaabgeordnete bewirbt sich um die Nachfolge des zurückgetretenen Hogan. Von der Leyen wünscht sich einen Mann und eine Frau zur Auswahl. Doch diesen Wunsch hat ihr die irische Regierung schon einmal verwährt.

Von Björn Finke, Brüssel

Sie ist eine erfahrene Europapolitikerin - und will nun ihrem irischen Landsmann Phil Hogan als EU-Kommissarin nachfolgen: Die Europaabgeordnete Mairead McGuinness meldete am Sonntag im irischen Radiosender RTÉ Interesse an einer Nominierung an. Sie ist die erste Kandidatin, die öffentlich ihren Hut in den Ring wirft. Die Entscheidung obliegt aber der irischen Regierung; an diesem Dienstag befasst sich das Kabinett damit. Hogan trat vorige Woche von dem mächtigen Posten zurück, weil er bei einem Heimatbesuch Corona-Regeln gebrochen hatte.

Ob Irland das Handelsportfolio behalten darf, ist unklar. Viele in Brüssel sehen es als wahrscheinlicher an, dass Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Verantwortlichkeiten neu verteilt. Die Deutsche forderte Dublin auf, schnell einen männlichen und einen weiblichen Ersatz für Hogan vorzuschlagen, so dass sie die Wahl hat. Solch einen Wunsch hatte sie bereits vor einem Jahr vorgetragen, als es um die erstmalige Besetzung der Kommissarsposten ging - und die irische und manch andere Regierung hatten ihn ignoriert. Irische Medien berichten unter Berufung auf ungenannte Regierungsquellen, Dublin könnte wieder so verfahren und nur einen Kandidaten präsentieren: den Verteidigungs- und Außenminister Simon Coveney, der genau wie Hogan der christdemokratischen Partei Fine Gael angehört.

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Die Europaabgeordnete McGuinness - ebenfalls von Fine Gael - sagte, von der Leyens Forderung erneut zu missachten, wäre "nicht weise". Sie würde als Kandidatin zur Verfügung stehen: "Ja, ich bin interessiert, doch diese Entscheidung ist eine Entscheidung der Regierung", sagte die Vizepräsidentin des Europaparlaments im Radio-Interview. Zugleich warb die 61-Jährige, die seit 2004 im Parlament sitzt, für sich: "Ich habe große Glaubwürdigkeit im Parlament und in der Kommission, und ich arbeite gut mit Menschen zusammen", sagte die frühere Journalistin und studierte Agrarökonomin. Als Vizepräsidentin des Parlaments habe sie sich in den vergangenen drei Jahren den Ruf erworben, "fair und hart" zu sein.

Hogans Nachbesetzung könnte turbulent werden

Bisher sind zwölf der 27 EU-Kommissare Frauen. Von der Leyen strebt eine paritätische Besetzung an und könnte daher geneigt sein, einer qualifizierten Bewerberin aus Dublin den Vorzug vor einem Mann zu geben - wenn die Regierung denn zwei Kandidaten vorschlägt. Als weitere mögliche Bewerberin wird die Fine-Gael-Europaabgeordnete Frances Fitzgerald genannt, die sich aber noch nicht geäußert hat. Daneben wurden zunächst der früheren Generalsekretärin der Kommission Catherine Day Chancen eingeräumt sowie David O'Sullivan, der EU-Botschafter in Washington war. Allerdings wolle die Regierung in jedem Fall einen Politiker und keinen Diplomaten oder Karrierebeamten ins Rennen schicken, heißt es nun: Das schließt Day und O'Sullivan aus.

Hat von der Leyen einen Kandidaten aus Dublin akzeptiert, muss dieser noch vom Europaparlament bestätigt werden. Die Abgeordneten könnten es übel nehmen, sollte die Regierung wirklich nur einen Mann vorschlagen, wenn auch eine hoch angesehene Frau aus ihren Reihen Interesse hatte. Hogans Nachbesetzung könnte turbulent werden.

© SZ vom 01.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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