Empörung über Hitler-Vergleich:China beschimpft philippinischen Präsidenten als Amateur

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Präsident Benigno Aquino sieht Parallelen zwischen dem Inselstreit und dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. (Archivbild) (Foto: dpa)

Verbalattacke auf Benigno Aquino: Chinas staatliche Nachrichtenagentur poltert gegen den philippinischen Präsidenten, weil er im Inselstreit im Südchinesischen Meer eine historische Parallele zog. Pekings Groll richtet sich auch gegen einen anderen Spitzenpolitiker.

Nach einem Hitler-Vergleich geht der Streit um Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer, der zwischen China und seinen Nachbarstaaten wie den Philippinen schwelt, in die nächste Runde. Der philippinische Präsident Benigno Aquino hatte Pekings Position im Grenzstreit mit den Gebietsansprüchen Adolf Hitlers vor dem Zweiten Weltkrieg verglichen. Nun kam die Antwort aus Peking von Chinas staatlicher Nachrichtenagentur Xinhua.

Aquino, der ohnehin kein "weiser Staatsmann" sei, wird von der Agentur für seinen Hitler-Vergleich gegeißelt. "Das hat ihn als amateurhaften Politiker entlarvt, der Geschichte und Realität ignoriert", heißt es in dem Kommentar. Der Tonfall des amtlichen Sprachrohrs der Volksrepublik klingt kompromisslos: Präsident Aquino sei konfrontativ, heißt es. Er erhebe Anspruch auf Inseln, die seit "uralten Zeiten" ein "unveräußerlicher Teil" Chinas seien, erklärt Xinhua.

"Lahme historische Vergleiche"

Mit seinen Äußerungen stehe Aquino auf einer Stufe mit Japans "blamablem" Regierungschef Shinzo Abe, heißt es weiter, beide hätten "lahme historische Vergleiche" gemacht. Japans Ministerpräsident hatte beim Weltwirtschaftsforum in Davos ebenfalls eine historische Parallele gezogen. Mit Blick auf die japanisch-chinesischen Spannungen fühlte er sich an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 erinnert. "Großen Streit" habe Abe damit verursacht, grollt Xinhua. China wolle mit seinen Anrainerstaaten "Dialog" und Verhandlungen auf Augenhöhe.

Der Schlagabtausch zwischen Manila und anderen Nachbarländern mit Peking ist Teil des Gebietsstreits im Südchinesischen Meer. Teile des Seegebietes, vor allem die Spratly- sowie die Paracel-Inseln, werden von Peking und gleichzeitig von den Asean-Mitgliedern Vietnam, Brunei, Malaysia und den Philippinen sowie von Taiwan beansprucht. Dort gibt es reiche Öl- und Gasvorkommen. Das Südchinesische Meer ist einer der meistbefahrenen Schifffahrtswege der Welt.

Botschafter fühlt sich an Lord Voldemort erinnert

Ganz falsch seien die geschichtlichen Anspielungen nicht, sagt Gudrun Wacker, Ostasien-Expertin der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Denn zwischen den Ländern der Region finde ein Rüstungswettlauf statt, den das Institut für Internationale Sicherheitsstudien (IISS) gerade nochmals im Detail beschrieben hat. Ähnlich wie 1914, als die europäischen Länder - gemäß einer unter Historikern als "Schlafwandler"-Theorie bekannten Annahme - ungewollt in den Weltkrieg taumelten, entwickele sich auch der Konflikt in Ostasien. "Es gibt schon die Gefahr eines 'war by accident', weil die Zahl der Begegnungen in den umstrittenen Gebieten zu Wasser und in der Luft immer dichter wird", sagt Wacker unter Verweis auf die Ausweitung der militärischen Patrouillen Chinas etwa im Ostchinesischen Meer.

Der chinesische Botschafter in Großbritannien hatte eine Analogie parat, die zwar nur literarisch war, aber trotzdem als Provokation verstanden werden kann: Japans Militarismus erinnere an Lord Voldemort - also den besonders Bösen in den Harry-Potter-Büchern.

SZ-Texte und Fotos zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges:

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