Diplomatie:Erstes Blinken-Treffen mit Lawrow: USA besorgt um Nawalny

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US-Außenminister Antony Blinken (l) und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow haben sich in Reykjavik getroffen. (Foto: Saul Loeb/Pool AFP via AP/dpa)

US-Außenminister Antony Blinken hat bei seinem ersten Treffen mit dem russischen Chefdiplomaten Sergej Lawrow Sorge um die Gesundheit von Kremlgegner Alexej...

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Washington/Reykjavik (dpa) - US-Außenminister Antony Blinken hat bei seinem ersten Treffen mit dem russischen Chefdiplomaten Sergej Lawrow Sorge um die Gesundheit von Kremlgegner Alexej Nawalny zum Ausdruck gebracht.

Das US-Außenministerium teilte mit, neben der „Unterdrückung“ der Opposition sei es bei dem bilateralen Gespräch am Mittwochabend in Reykjavik auch um Russlands Militäraufmärsche in und nahe der Ukraine gegangen. Blinken habe die Entschlossenheit von US-Präsident Biden betont, Interessen der USA und ihrer Verbündeten gegen Handlungen Russlands zu verteidigen.

Bei dem Treffen ging es nach Angaben beider Seiten um eine mögliche Normalisierung der Beziehungen. „Das Gespräch erschien mir konstruktiv“, sagte Lawrow am Donnerstagmorgen. Es gebe viele Bruchstellen; es sei nicht leicht, sie zu beseitigen. „Ich habe bei Antony Blinken und seinem Team die Zielrichtung gespürt, das zu tun. An uns soll es nicht liegen.“ Lawrow nannte etwa das Ziel, die zerrütteten diplomatischen Beziehungen zu erneuern.

Nach Angaben des US-Ministeriums betonte Blinken, dass die USA „eine stabilere und vorhersehbare Beziehung zu Moskau“ anstreben. Zu Beginn des Gesprächs sagte Blinken vor laufenden Kameras: „Es ist auch kein Geheimnis, dass wir unsere Differenzen haben.“ Lawrow meinte gar: „Unsere Einschätzungen zur internationalen Lage gehen stark auseinander, wir haben völlig andere Herangehensweisen an die Aufgaben, die wir für eine Normalisierung der Lage lösen müssen.“

Trotzdem gebe es internationale Fragen, bei denen beide Seiten ähnliche Interessen hätten und Chancen für eine Zusammenarbeit bestünden. Lawrow sagte nach dem Gespräch, dass Russland und die USA als die beiden größten Atommächte gemeinsam an der strategischen Stabilität in der Welt arbeiten müssten. Zu Fragen einer Rüstungskontrolle sollen demnach den Präsidenten beider Länder nun Vorschläge gemacht werden.

Keine Angaben gab es dazu, ob die beiden Minister auch über einen möglichen Gipfel von Kremlchef Wladimir Putin und US-Präsident Joe Biden in einem europäischen Land im Juni beraten haben. Der Kreml hat diesem Vorschlag Bidens bisher nicht zugestimmt und seine Zurückhaltung mit einer noch laufenden Analyse der Situation begründet. Nach Angaben des US-Ministeriums besprachen die beiden Minister auch die Lage in Afghanistan, im Iran und in Nordkorea - „Bereiche, in denen unsere beiden Völker von einer anhaltenden und verstärkten Zusammenarbeit profitieren könnten“.

Das Verhältnis der beiden Großmächte ist seit langem angespannt. Als Vergeltung für Moskau zugeschriebene Hackerangriffe und Einmischungen in US-Wahlen hatten die USA kurz nach Bidens Gipfel-Vorschlag im April zehn russische Diplomaten ausgewiesen und neue Sanktionen verhängt. Russland reagierte mit der Ausweisung von zehn US-Diplomaten und mit Sanktionen gegen die USA. Darüber hinaus erließ die Regierung in Moskau eine Einreisesperre für hochrangige US-Regierungsvertreter.

Die Minister kamen am Rande einer Sitzung des Arktischen Rates zusammen, in dem Russland an diesem Donnerstag für die kommenden zwei Jahre den Vorsitz übernimmt. Auf dem Ministertreffen, das alle zwei Jahre über die Bühne geht, wird der bisherige Ratsvorsitzende Island die Führung in Reykjavik offiziell an die Russen übergeben.

© dpa-infocom, dpa:210520-99-669871/5

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