Deniz Yücel:Gabriel bestellt Botschafter wegen Fall Yücel ins Auswärtige Amt ein

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Demonstranten bei einer Kundgebung für die Freilassung von Deniz Yücel vor der Türkischen Botschaft in Berlin. (Foto: REUTERS)
  • Wegen der Inhaftierung von Deniz Yücel in der Türkei bestellt das Auswärtige Amt den türkischen Botschafter zum Gespräch.
  • Die Bundesregierung setzt sich Außenminister Gabriel zufolge mit Nachdruck dafür ein, dass der deutsch-türkische Journalist so schnell wie möglich freikommt.
  • Er sieht das deutsch-türkische Verhältnis vor einer Belastungsprobe.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat die Solidarität der Bundesregierung mit dem in der Türkei inhaftierten deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel zum Ausdruck gebracht. Die ganze Bundesregierung und er ganz persönlich setzten sich mit Nachdruck dafür ein, dass Yücel so schnell wie möglich freikomme, sagte Gabriel in Berlin. Zudem dringe man darauf, dass man konsularischen Zugang zu Yücel zu bekomme.

Zuvor hatte der Minister am Nachmittag wegen des Falles den türkischen Botschafter zum Gespräch ins Auswärtige Amt gebeten. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, Staatsminister Walter Lindner habe in seinem Auftrag mit dem Botschafter ein Gespräch geführt. Weitere Einzelheiten aus dem Gespräch wurden zunächst nicht bekannt.

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In der anschließenden Pressekonferenz äußerte sich Gabriel allerdings sehr deutlich über die Auswirkungen des Falles auf das deutsch-türkische Verhältnis. Der Türkei müsse klar sein, dass es alles andere als einfache Zeiten seien. "Der Fall Yücel macht alles noch schwieriger", sagte er.

Der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel war am Montag in der Türkei in Untersuchungshaft genommen worden. Zuvor war er fast zwei Wochen lang in Polizeigewahrsam festgehalten worden. Er hatte sich selbst der Polizei gestellt, weil nach ihm gefahndet wurde. Yücel ist Türkei-Korrespondent der Welt. Der Zeitung zufolge werden dem 43-Jährigen "Propaganda für eine terroristische Vereinigung und Aufwiegelung der Bevölkerung" vorgeworfen.

Es gebe auf beiden Seiten Menschen, die trotz aller Schwierigkeiten um ein rationales Verhältnis bemüht seien, sagte der Außenminister. Die Entwicklung in der Causa Yücel mache die Arbeit unendlich schwer. Gutwillige auf beiden Seiten würden dadurch brüskiert. Das deutsch-türkische Verhältnis könne durch die Inhaftierung des Türkei-Korrespondenten "einer seiner größten Belastungsproben" entgegensteuern.

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Die Inhaftierung des Journalisten hat bei vielen Politikern und Organisationen Unverständnis und Empörung ausgelöst. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete die verhängte Untersuchungshaft gegen Yücel als "bitter und enttäuschend".

"Reporter ohne Grenzen" forderte politischen Einsatz für Yücel. Die Bundesregierung dürfe nichts unversucht lassen, um den Journalisten freizubekommen, sagte Geschäftsführer Christian Mihr im SWR.

Das Internationale Auschwitz Komitee rief dazu auf, die Pressefreiheit zu verteidigen. "Mit der Verfolgung von Journalisten beginnt der Tod der Pressefreiheit und der Tod der Demokratie", erklärte der Exekutiv-Präsident der Organisation von Holocaust-Überlebenden, Christoph Heubner.

Auch Yücels Schwester Ilkay äußerte sich: "Ich steh' quasi unter Schock", sagte sie dem Privatsender Hit Radio FFH. Sie habe nicht damit gerechnet, dass Deniz verhaftet wird. Das sei eine absolute Ausnahmesituation für sie und ihre Eltern.

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