Demonstrationen - Mainz:"Wir sind laut": Tausende demonstrieren für Klimaschutz

Mainz (dpa/lrs) - Vielstimmiger Ruf nach Klimaschutz: Tausende Demonstranten haben sich am Freitag in mehr als 20 Orten und Städten in ganz Rheinland-Pfalz am globalen Klimastreik beteiligt. In Mainz, Trier, Koblenz, Ludwigshafen und Kaiserslautern zogen Menschen durch die Innenstädte. Auch in kleineren Orten wie Hachenburg im Westerwald, Meisenheim im Kreis Bad Kreuznach und Sausenheim im Kreis Bad Dürkheim waren Aktionen geplant. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf.

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Mainz (dpa/lrs) - Vielstimmiger Ruf nach Klimaschutz: Tausende Demonstranten haben sich am Freitag in mehr als 20 Orten und Städten in ganz Rheinland-Pfalz am globalen Klimastreik beteiligt. In Mainz, Trier, Koblenz, Ludwigshafen und Kaiserslautern zogen Menschen durch die Innenstädte. Auch in kleineren Orten wie Hachenburg im Westerwald, Meisenheim im Kreis Bad Kreuznach und Sausenheim im Kreis Bad Dürkheim waren Aktionen geplant. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf.

In Mainz zogen drei Demonstrationszüge vom Hauptbahnhof, der Uni und dem Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kastel in einem Sternmarsch auf den zentralen Gutenbergplatz zu einer Kundgebung. Allein hier berichteten die Veranstalter von insgesamt etwa 10 000 Teilnehmern, die Polizei von deutlich über 6000. Der Verkehr kam auf mehreren Hauptverkehrsachsen - darunter die Theodor-Heuss-Brücke über den Rhein - zeitweise komplett zum Erliegen. Vorfälle rund um die Demos gab es keine. "Alles ist sehr entspannt", sagte ein Polizeisprecher.

Die Polizei in Koblenz sprach von rund 4000 Demonstranten. In Trier versammelten sich die Menschen erst auf dem Domfreihof. Anschließend seien rund 2000 Teilnehmer durch die Stadt gezogen, sagte eine Polizeisprecherin. Ein Demonstrationszug schlängelte sich unter anderem auch durch Bitburg. Dort waren es laut Polizei rund 350 Menschen.

Die Bewegung "Fridays for Future" hatte für diesen Freitag zum globalen Klimastreik aufgerufen. Die Kundgebungen fallen auf das Treffen des Klimakabinetts der Bundesregierung in Berlin. Am 21. September folgt dann der Jugend-Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York, zwei Tage später startet der UN-Klimagipfel mit Staats- und Regierungschefs vor der UN-Generalversammlung.

In Mainz skandierten Demonstranten: "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut." Ein Familienvater sagte fahnenschwenkend: "Das ist ein historischer Tag." Am Kopf des von "Parents for Future" organisierten Demonstrationszuges, der auf hessischer Seite gestartet war, riefen Erwachsende und Jugendliche: "Streik in der Schule, Streik im Betrieb, das ist unsere Antwort auf eure Politik." Begleitet wurden sie von Polizisten auf Rädern. Einer hatte auf eine neongelbe Weste "Fahrradstreife for Future" geschrieben.

Verbände wie die Lehrergewerkschaft GEW oder der DGB, Politiker und Kirchenvertreter hatten zur Teilnahme an den Protesten aufgerufen. Der Mainzer Weihbischof Udo Bentz schrieb auf Facebook: "Die Bewahrung der Schöpfung gehört wesentlich zum Sendungsauftrag der Kirche." In mehrere Orten läuteten wegen des Klimastreiks Kirchenglocken. Es gab Gebete; Kaffee und Tee wurde gereicht.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte mit Blick auf die Demonstranten: "Ja, kämpft für eine klimagerechte Welt und nehmt die Politik in die Pflicht. Aber lasst uns auch beieinanderbleiben, wenn es um die mühsamen Wege geht, die Ziele tatsächlich zu erreichen." Bei jedem Schritt müssten Umweltschutz, Wirtschaft und Gesellschaft zusammengedacht werden.

"Wenn wir die Klimawende, die Energiewende, die Verkehrswende und die digitale Wende meistern wollen, brauchen wir die gesamte Gesellschaft", sagte die kommissarische Bundeschefin der Sozialdemokraten der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Es müsse auch Politik für die Menschen gemacht werden, die sich sehr um den Klimaschutz sorgten, aber nicht viel Geld hätten, weitere Strecken pendeln müssten und die kein Geld für neue Fenster oder eine neue Heizung hätten.

CDU-Fraktionschef Christian Baldauf nannte "Fridays for Future" "eine bedeutende, kontinuierlich wachsende Initiative und eine Mahnung an uns Politiker zugleich". "Was als Schüler-Bewegung begann, hat sich zur generationenübergreifenden Protestbewegung weltweit entwickelt." Es sei nicht damit getan, dass Politik nur über Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz spreche. "Die Menschen erwarten, dass wir das, was wir sagen, auch umsetzen."

Bernhard Braun, rheinland-pfälzischer Grünen-Fraktionschef äußerte sich enttäuscht über das Klimakabinett der Groko. "Große Teile der Bevölkerung haben längst erkannt, wie ernst die Lage für unseren Planeten ist", erklärte er. "Was die Regierungsfraktionen auf Bundesebene abliefern, reicht jedoch nach wie vor nicht aus."

Ähnlich sah es die 27-jährige Natalie Nonnengießer, die in Mainz mitdemonstrierte. Sie sei dabei, weil die Politik zu wenig tue. Vor allem der Kohleausstieg müsse vorangetrieben werden, sagte die Studentin der Erziehungswissenschaften. "2038 - das ist viel zu spät." Außerdem müsse schnell die Lebensmittelverschwendung reduziert werden und die Verkehrswende kommen.

Unter den Teilnehmern in Mainz war auch die 21-jährige Medizinstudentin Tanja mit zwei Freundinnen. "Ich bin sehr enttäuscht von der Politik, gerade von der Klimapolitik." Ein Stück weiter steht die 43-jährige Sylvia mit ihrer Familie. Warum? "Weil ich meine Kinder unterstützen möchte", saget sie. Es müsse ein Umdenken geben.

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