Protestaktionen:Gezielte Blockaden der Letzten Generation gegen Pendler

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Mit bunten Fingernägeln sitzt eine Aktivistin bei einer Blockade der Gruppierung Letzte Generation. (Foto: Paul Zinken/dpa)

Gezielt nahmen Klimaschutz-Aktivisten mit ihren Blockaden diesmal die morgendlichen Pendler ins Visier. Die Einfallstraßen aus den äußeren Stadtbezirken waren betroffen. Auch im Regierungsviertel traf die Polizei auf Menschen, die mit Sekundenkleber ausgerüstet waren.

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Berlin (dpa/bb) - Erneut haben Klimaschutz-Demonstranten an zahlreichen großen Hauptverkehrsstraßen in Berlin den Straßenverkehr blockiert. Am Donnerstagmorgen zählte die Polizei 15 Blockaden durch angeklebte Mitglieder der Gruppe Letzte Generation oder Blockadeversuche vor allem auf den Durchgangsstraßen Richtung Innenstadt, wie eine Sprecherin sagte. Auch die Stadtautobahn war an Ausfahrten wie Spandauer Damm und Tempelhofer Damm sowie im Norden Richtung Wedding betroffen. Eine komplette Blockade der Autobahn gelang den Demonstranten aber wohl nicht.

Die meisten Blockaden wurden von der Polizei schnell wieder beendet, trotzdem bildeten sich zum Teil lange Staus. Im Regierungsviertel verhinderte die Polizei offenbar eine Protestaktion. „Am Brandenburger Tor und im Tiergarten haben Einsatzkräfte Personen festgestellt, die Transparente, Klebemittel und Sitzpolster dabei hatten“, twitterte die Polizei. „Unsere Kollegen haben die Sachen beschlagnahmt und den Personen einen Platzverweis für das Regierungsviertel ausgesprochen.“

In Neukölln auf der Sonnenallee am Hermannplatz nahm die Polizei Menschen fest, die die Blockierer von der Straße ziehen wollten. Polizisten seien sofort eingeschritten, twitterte die Polizei.

Die Demonstranten nahmen am Donnerstag mit ihren Blockaden besonders Pendler in den Fokus, die morgens in die Stadt reinfahren. Die Letzte Generation teilte mit: „Der Pendelverkehr ist durch einen Ring an blockierten Hauptverkehrsadern stadteinwärts besonders betroffen.“

Die Polizei twitterte eine ganzen Liste von Straßen in allen Himmelsrichtungen und fast allen Bezirken, auf denen zumindest eine oder mehrere Spuren kurzzeitig blockiert waren: Kurfürstendamm, Müllerstraße, Schönhauser Allee, Prenzlauer Allee, Landsberger Allee, Frankfurter Allee, Puschkinallee, Sonnenallee, Tempelhofer Damm, Hauptstraße.

„Am Spandauer Damm haben unsere Einsatzkräfte alle Personen von der Fahrbahn gelöst“, teilte die Polizei über die Situation an der dortigen Autobahnsaufahrt mit. „Dort wurden offenbar auch Mietfahrzeuge zur Unterstützung der Blockade abgestellt.“ Die müssten jetzt freigeschaltet werden, um sie wegzufahren.

Die Polizei forderte betroffene Autofahrer erneut auf, angesichts der Straßenblockaden nicht die Ruhe zu verlieren. „Kräfte sind vor Ort oder auf dem Weg“, twitterte die Polizei. „Bitte bewahren Sie Ruhe & greifen Sie nicht selbst ein.“

Die Gruppe Letzte Generation fordert ein entschiedeneres Vorgehen gegen den Klimawandel und diverse Maßnahmen wie ein Tempolimit auf Autobahnen. Zudem kritisierte die Gruppe Maßnahmen von Polizei und Justiz am Mittwoch: „Heute wurden Menschen der Letzten Generation den Tag über weiterhin rechtswidrig in Zellen festgehalten.“ Bei Twitter teilte die Gruppe in Form von Zitaten mit, festgenommene Mitglieder seien im Polizeigewahrsam beschimpft, beleidigt und bedroht worden.

Wie angekündigt hatte die Letzte Generation seit Beginn der Woche ihre Blockaden verstärkt. Ziel sei es, Berlin lahmzulegen, lautete die Ankündigung.

Zum ersten Mal wurde am Mittwoch ein Mitglied der Gruppe in Berlin wegen einer Klebeaktion zu einer kurzen Gefängnisstrafe ohne Bewährung verurteilt. Die 24-jährige Frau aus Bayern hatte sich in der Berliner Gemäldegalerie an dem Holzrahmen eines Gemäldes festgeklebt und an Straßenblockaden beteiligt.

© dpa-infocom, dpa:230427-99-467844/4

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