Demonstration:Protest gegen LNG-Terminal auf Rügen: 700 Teilnehmer

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Rohre für Nord Stream 2 liegen auf dem Hafengelände in Sassnitz. (Foto: Stefan Sauer/dpa)

Die Proteste gegen das LNG-Projekt auf Rügen reißen nicht ab. Diesmal demonstrierten viele junge Leute. Ihr Ziel: den Import von Flüssigerdgas auf Rügen zu verhindern.

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Sassnitz (dpa/mv) - Bei einer Demonstration gegen das geplante LNG-Terminal auf Rügen ist es Akti„visten gelungen, Zäune zu überwinden und auf dem Hafengelände von Mukran auf bereit liegende Rohre für die geplante Pipeline zu klettern. Die Demonstranten hatten kurz zuvor den Protestzug verlassen. Der Polizei gelang es zunächst nicht, die Aktivisten von ihren Plänen abzuhalten. An der Demonstration, die am Samstagmittag in Sassnitz begonnen hatte, beteiligten sich laut Polizei insgesamt rund 700 Menschen.

„Das stimmt in etwa mit unseren Zahlen überein“, sagte Charly Dietz, Sprecherin der Gruppe Ende Gelände, die gemeinsam mit der Bürgerinitiative Lebenswertes Rügen und Fridays for Future zu der Demonstration aufgerufen hatte. Nach Schilderung der Sprecherin kam es auch zu Rangeleien mit der Polizei.

Die Veranstalter hatten für das Wochenende auch Aktionen zivilen Ungehorsams gegen das LNG-Projekt angekündigt. Erst am Donnerstag blockierten Greenpeace-Aktivisten im Greifswalder Bodden das Pipeline-Verlegeschiff, das die Anbindungsleitung für das Terminal bauen soll.

„Fossiles Gas ist ein Brandbeschleuniger der Klimakrise. 2023 wird in die Geschichte eingehen als das Jahr, in dem der Klimakollaps begonnen hat“, warnte Dietz. Es sei 150 Aktivisten, darunter auch Menschen im Rollstuhl, gelungen, ein Pipelinelager im Industriehafen von Mukran zu blockieren. Die Polizei geht nach eigenen Angaben einem Anfangsverdacht auf Hausfriedendensbruch und eventuell auf Sachbeschädigung nach.

Die Grüne Jugend unterstützte die Demonstration. „Das LNG-Terminal ist überflüssig, es darf nicht kommen. Mit großen Anstrengungen konnte die Gasmangellage behoben werden, dass aber weiterhin mit einem beschleunigtem Verfahren ohne angemessener Umweltverträglichkeitsprüfung geplant und gebaut wird, ist eine Farce“, sagte Paul Benduhn, Sprecher der Grünen Jugend MV.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht das Terminal dagegen als Bestandteil der nationalen Energiesicherheitsstrategie. Vorige Woche hatte er in Rostock betont, Mukran sei ein großer Hafen, wo im Grundsatz Industrie eigentlich hingehöre. „Insoweit ist es von den schwierigen Alternativen sicherlich die beste, die wir gefunden haben.“ Auch wenn bei der Gasversorgung die Notlage gebannt sei, sei sie nicht überwunden.

Der Wirtschaftswissenschaftler Christian von Hirschhausen hatte seine Ablehnung des Ausbaus der Importinfrastruktur für Flüssigerdgas (LNG) am Freitag bekräftigt. Dieser sabotiere die Energiewende. Es handele sich nicht um einen fachlichen Disput, sondern einen politischen, sagte der Experte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung bei einer Pressekonferenz auf Rügen. „Und wir haben recht.“ Er warnte davor, dass sich die Bundesregierung verrenne.

Der Bund strebt an, dass das umstrittene Terminal noch im kommenden Winter in Betrieb gehen kann - ein enger Zeitplan. Genehmigungsverfahren und Arbeiten für die rund 50 Kilometer lange Anbindungspipeline laufen bereits. Verbände waren mit Eilanträgen mit dem Ziel eines Baustopps vor Gericht kürzlich gescheitert.

© dpa-infocom, dpa:230923-99-304334/4

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