Nachruf:Der General der Truppe

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Aus dem Kalten Krieg in die neue Zeit: Hartmut Bagger folgte 1996 Klaus Naumann als Generalinspekteur. (Foto: Thomas Imo/Imago)

Hartmut Bagger, Generalinspekteur der Bundeswehr von 1996 bis 1999, ist im Alter von 85 Jahren gestorben.

Von Stefan Kornelius

Selten findet sich unter hochrangigen Generälen eine Laufbahn, die so eng mit der Truppe verbunden war wie die von Hartmut Bagger, Heeressoldat, Panzergrenadier, Fernmeldeoffizier. Wer seit 1958 sein Leben bei der Bundeswehr verbracht hat, der ist vom Kalten Krieg geprägt. Umso befriedigender, wenn man wie Bagger kurze Zeit nach dem Mauerfall die Streitkräfte der Zukunft planen kann: die Verschmelzung zweier Armeen, ein neues Heer. Bagger war als Inspekteur des Heeres möglicherweise auf dem emotionalen Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Hier lag die größte Herausforderung, der Umbau einer Teilstreitkraft von 258 000 Mann.

Der politische Höhepunkt folgte im Februar 1996, als ihm Verteidigungsminister Volker Rühe Bagger den vierten Stern verlieh. Bagger folgte als Generalinspekteur Klaus Naumann, der mit Rühe so manchen Strauß ausgefochten hatte. Rühe wollte jetzt einen explizit stilleren GI und verbat sich sogar öffentlich eine politische Einmischung. Das wäre Baggers Sache nicht gewesen - sein Wunsch nach Saalprügeleien war begrenzt, den politischen Rat gab er intern.

Seine Enttäuschung: die Reduzierung der Wehrpflicht

Die von Naumann (und ihm selbst) konzipierte Streitkräftereform veränderte Bagger in einem entscheidenden Punkt: In den schnellen Reaktionskräften, der Speerspitze der neuen Bundeswehr, sollten nun doch Wehrpflichtige dienen. Umso enttäuschter war Bagger, als Rühe die Reduzierung der Wehrpflicht auf zehn Monate durchsetzte. Enttäuschung Nummer zwei brachte ihm der Minister zum Ende der Karriere bei, als er dem "Helden von der Oderflut", General Peter von Kirchbach, Platz machen musste.

Öffentlich ausgetragen hätte Bagger seinen Hader nie. Er war ein ruhiger Gentleman, der malte und auf hohem Niveau Klavier spielen konnte. Allein die Brille erinnerte an die Zeit als Panzergrenadier: Konstruiert mit fünf winzigen Scharnieren, ließ sie sich auf Monokel-Größe falten und sicher verstauen. Bagger starb am Freitagabend im Alter von 85 Jahren in Meckenheim.

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