Brief von US-Senatoren an Iran:Angriff auf kindische Art

Lesezeit: 1 Min.

Kindergarten US-Senat: Das Kapitol in Washington (Foto: Reuters)

Republikanische US-Senatoren fallen Präsident Obama in den Rücken. Sie stören die Atomverhandlungen mit Iran, indem sie einen Brief an Teheran schicken. Der Ton ist so dreist wie der Inhalt banal.

Kommentar von Hubert Wetzel

Der US-Senat war einmal eine ehrwürdige Parlamentskammer, vielleicht die ehrwürdigste aller Demokratien der Welt. Vernünftige Menschen debattierten dort und trafen vernünftige Entscheidungen. Es gehörte zum stolzen Selbstverständnis des Senats, eben nicht so nervös, verbissen und parteiisch zu sein wie die Kollegen im Repräsentantenhaus, sondern gemäßigt und überlegt.

Diese Zeiten sind vorbei, und kaum etwas zeigt das so gut, wie der Brief, den nun 47 republikanische Senatoren an das iranische Regime geschrieben haben - angeführt von einem Neuling aus Arkansas, einem Mann, dem in den alten Tagen gesagt worden wäre, er solle erst mal ein paar Jahre die Hinterbank wärmen, bevor er sich zu Wort meldet.

Atomverhandlungen mit Iran
:Brief der US-Republikaner an Teheran verärgert Obama

Ein Atomabkommen könne jederzeit wieder gekippt werden, schreiben die US-Republikaner an die Iraner - mitten in den Verhandlungen. Das Weiße Haus reagiert empört, Teheran gibt sich belustigt.

Die Senatoren belehren Teheran in dem Schreiben über Ratifizierungsprozeduren und Amtszeitbegrenzungen, die in der amerikanischen Verfassung festgelegt sind. Der Ton ist dabei so dummdreist wie der Inhalt banal. In dem Brief steht nichts, was man nicht auch als iranischer Diplomat bei Wikipedia nachschauen könnte.

Sabotage der Außenpolitik

Was also soll das Theater? Den Republikanern geht es darum, ein mögliches Abkommen zwischen Washington und Teheran über das iranische Atomprogramm zu verhindern. Daher die Warnung in dem Brief: Was immer Iran mit Präsident Barack Obama aushandelt, der nächste Präsident ist daran nicht gebunden, ebenso wenig der Kongress.

Man kann das, wie das Weiße Haus es getan hat, als Sabotage der Außenpolitik der Vereinigten Staaten bezeichnen. Dass die Verfasser keinen einzigen Demokraten zur Unterschrift bewegen konnten - und noch nicht einmal alle Mitglieder der republikanischen Mehrheitsfraktion im Senat - spricht Bände über die Absurdität des Briefes. Und es ist vielleicht ein kleines Zeichen, dass es im Senat noch Restvernunft gibt.

Es gibt viele Gründe, warum das Atomabkommen, so wie es sich derzeit abzeichnet, kein gutes Abkommen wäre. Und es ist das Recht der Senatoren, sich zu derartigen Verhandlungen ablehnend zu äußern. Vielleicht kann Kritik aus dem Kongress sogar den Druck auf Teheran erhöhen. Aber es schadet dem Ansehen der USA, wenn Senatoren dem Präsidenten auf diese kindische Art in den Rücken fallen.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Atomverhandlungen mit Iran
:Lieber kein Abkommen als ein schlechtes Abkommen

Trotz aller Hysterie hat Israels Premier Netanjahu recht: Ein Atomabkommen mit Iran würde Sicherheit nur vorgaukeln. Was ist die Alternative? Für Militärschläge ist es zu spät. So bleiben nur mehr Sanktionen - und Sabotage.

Kommentar von Hubert Wetzel

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: