Papst Franziskus in Japan:"Unsere Welt ist geprägt durch eine perverse Zwiespältigkeit"

Papst Franziskus bei seiner Rede im Friedenspark von Nagasaki. (Foto: dpa)
  • Bei seinem Besuch in Japan hat das Oberhaupt der katholischen Kirche eine Rede in Nagasaki gehalten.
  • Franziskus sagte, es sei ein "andauernder himmelschreiender Anschlag", wenn für Waffen Geld ausgegeben werde.
  • Eine Welt ohne Atomwaffen sei möglich und die katholische Kirche setze sich für die Abrüstung ein.

Papst Franziskus hat in Nagasaki die Abschaffung aller Atomwaffen weltweit gefordert. Allein ihr Besitz sei unentschuldbar, sagte er am Ort des Atombombenabwurfs von 1945. "Unsere Welt ist geprägt durch eine perverse Zwiespältigkeit, die versucht, für Stabilität und Frieden zu sorgen über ein falsches Gefühl von Sicherheit, das von einer Mentalität der Angst und des Misstrauens getragen wird", so Franziskus.

Eine atomwaffenfreie Welt sei möglich. Aber das erfordere die Mitarbeit aller. Allerdings drohe die derzeitige "Dynamik des Misstrauens" das internationale System zur Rüstungskontrolle zu zerstören, warnte der Papst. Die katholische Kirche engagiere sich mit Nachdruck für internationale Vereinbarungen zur Abrüstung und zum Verbot von Kernwaffen.

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Franziskus verurteilte das Wettrüsten als Vergeudung wertvoller Ressourcen. Diese könnten stattdessen für Entwicklungsaufgaben und den Umweltschutz verwandt werden. Es sei ein "andauernder himmelschreiender Anschlag", wenn für Waffen Geld ausgegeben und mit deren Herstellung, Modernisierung und Verkauf Unsummen verdient würden, während Millionen Kinder und Familien unter unmenschlichen Bedingungen lebten.

Bei seinem Besuch im Gedenkpark von Nagasaki überreichten zwei Überlebende des Bombenabwurfs dem Papst Blumen, die er am Mahnmal niederlegte. Anschließend betete er still und entzündete eine Kerze. Am 9. August 1945 waren beim Atombombenabwurf der USA 27 000 Menschen unmittelbar getötet worden.

Anschließend wollte der Papst auch Hiroshima besuchen, wo beim Abwurf der ersten US-Atombombe unmittelbar 78 000 Menschen getötet worden waren. Weitere 400 000 Menschen starben später an den Folgen der Strahlenkrankheit und Verletzungen durch die beiden Bomben.

© SZ.de/dpa/kna/aner - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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