Das Bahnprojekt Stuttgart 21 wird wieder einmal teurer. Wie die Deutsche Presse-Agentur und die Nachrichtenagentur Reuters aus Aufsichtsratskreisen erfuhren, steigen die Kosten um 1,7 Milliarden Euro auf rund elf Milliarden Euro an.
Auch der zuletzt angepeilte Eröffnungstermin im Dezember 2025 soll nicht mehr realistisch sein, wie der SWR am Mittwoch berichtete. Laut Insidern, die der Sender zitiert, halte man zwar offiziell daran fest, im Hintergrund glaube daran aber niemand mehr. Es sei eher 2026 oder sogar 2027 realistisch.
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Ursprünglich sollte das Projekt bereits 2019 abgeschlossen werden. Allerdings gab es immer wieder Verschiebungen und Kostensteigerungen. Zuletzt hatte die Bahn mit Gesamtkosten von 9,15 Milliarden Euro für das Projekt geplant, zuzüglich eines Puffers in Höhe von 640 Millionen Euro. Vor Gericht streiten sich die Projektpartner derzeit zudem, wer die Mehrkosten von S 21 bezahlen muss. In einem Finanzierungsvertrag aus dem Jahr 2009 ist nur die Verteilung von Kosten bis zu einer Höhe von gut 4,5 Milliarden Euro geregelt. Inzwischen haben sich die Kosten also mehr als verdoppelt.
Bei einer Sitzung des Lenkungskreises von Stuttgart 21 hatten die Projektpartner jüngst betont, mit weiteren Kostensteigerungen zu rechnen. Der Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn, Berthold Huber, formulierte es vergangenen Freitag so: "Die Indizien, dass wir den Kostenrahmen nicht halten werden können, haben sich so weit verdichtet, dass wir jetzt intern dringend darüber diskutieren müssen." Mit der Kostenentwicklung des Projekts soll sich der Aufsichtsrat der Bahn am 18. Dezember befassen. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann erklärte, bei einzelnen Ausschreibungen habe es Kostensteigerungen von 100 bis 200 Prozent gegeben. "Wir reißen die bisherigen Pläne auf jeden Fall", sagte der Grünen-Politiker.
Das Projekt Stuttgart 21 steht für die komplette Neuordnung des Bahnknotens Stuttgart, nicht nur für den Umbau des Hauptbahnhofs der Landeshauptstadt. Gebaut werden neue Bahnhöfe, Dutzende Kilometer Schienenwege und Tunnelröhren, Durchlässe sowie Brücken. Das Vorhaben wird seit Beginn der Planung kritisiert. Die massiven Proteste gegen die hohen Kosten führten 2011 zu einer Volksabstimmung in Baden-Württemberg. Auch der Bundesrechnungshof kritisierte wiederholt die Kostenschätzungen und die Finanzkontrolle über das Projekt.