Australien und China:Gefährliches Spiel in der Arafurasee

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Vor militärischer Kulisse: Australiens Premier Scott Morrison, hier vergangenen Freitag auf einem Marine-Stützpunkt im nordaustralischen Darwin, nahe der Arafurasee. (Foto: George Fragopoulos/Imago)

Chinesische Kriegsschiffe nehmen ein australisches Flugzeug mit Laser ins Visier. Der Vorfall verschlechtert das ohnehin frostige Klima zwischen beiden Ländern weiter.

Von Jan Bielicki, München

Ein militärischer Zwischenfall über dem Meer nördlich der australischen Küste hat die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Australien und China weiter verschlechtert. Von einem "Akt der Einschüchterung", der nicht nur "gefährlich", sondern auch "rücksichtslos und unverantwortlich" gewesen sei, sprach Australiens Premier Scott Morrison, als er und sein Verteidigungsminister Peter Dutton am Samstag öffentlich machten, was zwei Tage zuvor in der Arafurasee zwischen Australien und dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea vorgefallen sein soll.

Dort hatte ein Aufklärungsflugzeug der Königlichen Australischen Luftwaffe am Donnerstag zwei chinesische Kriegsschiffe ausgemacht, die sich ostwärts Richtung Pazifik bewegten. Es handelte sich Fotos der australischen Streitkräfte zufolge um den Lenkwaffenzerstörer Hefei und die Jinggang Shan, ein Spezialschiff für amphibische Landungsoperationen. Von einem dieser Schiffe aus sei das australische Flugzeug des Typs P-8a Poseidon von einem Laser erfasst worden - eine Aktion, die Dutton als "aggressive Schikane" bezeichnete, die Sicherheit und Leben der Besatzung aufs Spiel gesetzt habe.

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China wiederum warf der australischen Regierung vor, "bösartig Falschinformation" zu verbreiten, wie ein Sprecher des Außenministeriums in Peking am Montag sagte. Die chinesischen Schiffe hätten "völlig legitim und legal" internationale Gewässer befahren. Ein chinesischer Militärsprecher erklärte in der staatlichen Zeitung Global Times, das australische Flugzeug sei dem Flottenverband bis auf vier Kilometer nahegekommen und habe Sonarbojen abgeworfen. Die Schiffe seien womöglich gezwungen gewesen, "defensive Gegenmaßnahmen" zu ergreifen, hieß es unter Berufung auf Militärexperten in dem Staatsorgan. Australien habe den Vorfall aufgeblasen "mit dem Ziel, China mit Schlamm zu bewerfen".

Die Konfrontation fällt in eine Zeit, in der das Verhältnis beider Länder ohnehin frostig ist. Zwischen Australien und seinem wichtigsten Handelspartner knirscht es immer lauter, seit Canberra zunehmend beunruhigt auf Versuche der Volksrepublik reagiert, ihren Einfluss auf Wirtschaft und Politik des Landes auszuweiten. Mal verschärft Australien seine Gesetze gegen ausländische (sprich: chinesische) Investitionen und Einflussnahme im Land, dann lässt China plötzlich keinen Wein oder keine Kohle aus Australien mehr über seine Grenzen. Und schon seit drei Jahren sitzt der australische Autor Yang Hengjun in einem Gefängnis des Regimes in Peking. Seine Familie fürchtet, dass er dort sterben könnte.

Erst im Januar traf ein Nadelstich aus Peking auch Morrison persönlich: Der chinesische Messengerdienst Wechat, auch von chinesischstämmigen Australiern eifrig genutzt, entzog dem Premierminister den Account.

Freilich spielt Morrison im Wahlkampf nur zu gerne die Karte mit der Gefahr aus Peking. Spätestens im Mai wird das Parlament neu gewählt. Umso lauter bezichtigen der Premier und seine Nationalliberalen die oppositionelle Labor-Partei des nachlässigen Umgangs mit der chinesischen Bedrohung der nationalen Sicherheit. Chinas Kommunisten hätten entschieden, "wen sie in der nächsten Parlamentswahl unterstützen werden", schritt Verteidigungsminister Dutton erst kürzlich im Repräsentantenhaus zur Attacke gegen Labor-Chef Anthony Albanese, "und sie haben sich diesen Kerl, den Oppositionsführer, als ihren Kandidaten ausgesucht". Morrison ging noch weiter und nannte Albaneses Stellvertreter Richard Marles einen "mandschurischen Kandidaten" - im gleichnamigen Hollywoodfilm war das ein von chinesischen Kommunisten ferngesteuerter Terrorist.

Albanese selbst verurteilte den Laser-Vorfall unterdessen als "einen empörenden Akt der Aggression".

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