Aiman al-Sawahiri:Er war noch am Leben?

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Der Anführer des Terrornetzwerks al-Qaida, Aiman al-Sawahiri, ist bei einem Anti-Terror-Einsatz der USA in Afghanistan getötet worden. Das Bild zeigt ihn in einer auf einem Laptop abgespielten DVD einer Al-Sahab-Produktion. (Foto: B.K. Bangash/dpa)

Warum der Tod des ägyptischen Al -Qaida-Anführers in der arabischen Welt nur wenig Beachtung findet.

Von Mirco Keilberth, Kairo

Als Mitorganisator des Anschlags auf das World Trade Center am 11. September 2001 galt Aiman al-Sawahiri im Westen als einer der weltweit wichtigsten Terrorpaten. Doch in arabischen Medien tauchte der Chirurg seit seiner Ernennung zum Al-Qaida-Chef vor elf Jahren nur selten auf. Sein im letzten Jahr fälschlicherweise vermeldeter Tod wurde mit wenigen längeren Porträts in irakischen und ägyptischen Zeitungen abgehandelt.

Der nun von den Taliban bestätigte und kritisierte tödliche Drohnenangriff in der afghanischen Hauptstadt Kabul erschien in staatlichen arabischen Nachrichtenagenturen am Dienstag als kurze Meldung.

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Doch die Umstände seines Todes dürften bei politischen Führern und Milizenkommandeuren eine Schockwelle ausgelöst haben. Inmitten des Diplomatenviertels Sherpur und unmittelbar neben Banken, Lebensmittelläden und einer Hauptstraße wurde al-Sawahiri von zwei amerikanischen Raketen getroffen. Weil dabei keine Sprengsätze, sondern nur kleine Projektile zum Einsatz kamen, blieben Unbeteiligte verschont, berichtet die ägyptische Zeitung Almasri Alyoum. Wie in anderen Publikationen zwischen Bagdad und Casablanca bleibt der Ton sachlich.

Die öffentliche Wut auf die USA bleibt dieses Mal aus

Den Fokus ihrer Berichterstattung legen die regionalen Medien auf die scheinbar neue Qualität amerikanischer Drohneneinsätze. In Afghanistan waren in den letzten Jahren bei Angriffen auf Anführer der Taliban oder anderer radikaler Gruppen immer wieder Unbeteiligte ums Leben gekommen. Diesmal ist die öffentliche Wut auf die Methoden des amerikanischen "Kriegs gegen den Terror" ausgeblieben.

"Sowohl Kritik als auch Zustimmung zu dem Angriff sind für die Regierung in der aktuellen Wirtschaftskrise gefährlich", sagt der ägyptische Journalist Ahmed Adel. "Wegen der extrem gestiegenen Lebensmittelpreise kämpfen viele Ägypter wortwörtlich ums Überleben." Zwar glaubten nur wenige, dass Gruppen wie al-Qaida noch irgendeine Lösung für die akuten wirtschaftlichen Probleme hätten, sagt der 36-Jährige aus Kairo. Doch öffentliche Kritik an einem Veteran des Dschihadismus nach dessen Tod könne der bisher diffusen Wut über die desolaten Lebensumstände im Irak oder in Ägypten eine regierungskritische Richtung geben, glaubt Adel.

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Grund für die verhaltenen Reaktionen in der arabischen Welt ist aber auch die seit Jahren schwindende ideologische Bedeutung von al-Qaida und der Aufstieg jüngerer salafistischer Gruppen oder des "Islamischen Staats".

Wie bin Laden stammte al-Sawahiri aus einer angesehenen Familie

Wie der Saudi Osama bin Laden stammte Aiman al-Sawahiri aus einer angesehenen Familie. In dem bei Botschaftsangehörigen und Angestellten internationaler Konzerne beliebten Kairoer Vorort Maadi betreibt sein Bruder eine stadtbekannte Hautarztpraxis. Unweit des Geburtshauses finden sich auch andere Ärzte mit dem Nachnamen Sawahiri. Auch hier sei der Tod des berühmt-berüchtigten Verwandten kein Thema, sagt der Journalist Adel. "Viele haben wegen der Zensur und Überwachung des Internets schon vor langer Zeit aufgehört, über jegliche politischen Themen zu schreiben oder zu sprechen."

Auf sozialen Medien in Tunesien und Libyen beklagen viele Kommentare Doppelstandards westlicher Politik. Was denn der Unterschied sei zwischen der illegalen Bombardierung eines Landes durch die USA und durch Russland, fragen viele.

Aus Tunesien hatten sich in den letzten Jahren mindestens 6000 junge Männer dem "Islamischen Staat" angeschlossen, der al-Qaida in Syrien und Libyen, aber auch in Afghanistan den Rang abgelaufen hat. Al-Sawahiri und seine Mitte der Neunzigerjahre in Afghanistan trainierenden Al-Qaida-Kämpfer sind für die neue Extremistengeneration Geschichte. Ein tunesischer IS-Sympathisant schrieb am Dienstagmorgen über den für seine dozierende Art bekannten Sawahiri ironisch: "Danke, dass er aus einer weltweiten Terrorgruppe eine belanglose Podcastserie gemacht hat."

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