Unwetter:Sturm "Zoltan": Bahnverkehr bundesweit beeinträchtigt

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Zahlreiche Reisende warten am Freitagmorgen auf einem vollen Bahnsteig am Hamburger Hauptbahnhof auf ihren Zug. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Das Sturmtief sorgt im Weihnachtsverkehr für Ausfälle und Verspätungen auf Schienen und im Flugverkehr. Im Norden besteht die Gefahr einer schweren Sturmflut, für Hamburg gibt es mittlerweile Entwarnung.

Sturmtief Zoltan hat Deutschland erreicht. Vor allem Bahnreisende bekommen die Auswirkungen zu spüren. Laut einer Mitteilung des Unternehmens ist der Bahnverkehr an diesem Freitag bundesweit beeinträchtigt. Es kommt zu Verspätungen und Zugausfällen im Fernverkehr. Besonders die Bahnstrecken im Norden Deutschlands seien beeinträchtigt. Die Bahn informiert hier darüber, welche Strecken betroffen sind.

In der Nacht standen in Hamburg, Hannover, Frankfurt, Kassel-Wilhelmshöhe, Berlin und Fulda Aufenthaltszüge bereit, in denen gestrandete Bahnreisende übernachten konnten. Alle Reisende, die ihre am 21.12. und am 22.12.2023 geplante Reise aufgrund des Sturms Zoltan verschieben möchten, können ihr Ticket nach Angaben der Bahn zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung ist aufgehoben. Das Ticket gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.

Die Bahn empfiehlt Reisenden, sich vor ihrem Reiseantritt über die Auslastung der Fernverkehrszüge zu informieren und wenn möglich weniger stark ausgelastete Verbindungen zu nutzen.

Auch der Flugverkehr war von dem Sturmtief betroffen. Am Donnerstagabend war der Betrieb auf dem Frankfurter Flughafen beeinträchtigt. Ein Sprecher berichtete von Verspätungen am Donnerstagabend und mehreren Starts nach 23 Uhr. Genaue Zahlen liegen bislang nicht vor. Flugausfälle wegen des Sturms habe es aber nicht gegeben, sagte der Sprecher weiter. Am Freitagmorgen herrschte nach seinen Worten wieder Normalbetrieb: "Alle Ampeln sind auf grün."

Viele Einsätze und mehrere Verletzte

Drei Menschen wurden in Schleswig-Holstein verletzt. Ein Mensch ist in Fahrdorf mit seinem Auto gegen einen auf der Fahrbahn liegenden Baum geprallt und schwer verletzt worden. In Salzwedel und Gommern (Landkreis Jerichower Land) in Sachsen-Anhalt wurden zwei Menschen leicht verletzt, wie die Polizei Stendal am Freitagmorgen mitteilte. Auch in Berlin und Brandenburg rückte die Feuerwehr zu zahlreichen Einsätzen aus.

Zoltan sorgt auch im Bahnverkehr in Bayern für Ausfälle und Verspätungen. Die Deutsche Bahn warnt am Freitag vor ganztägigen witterungsbedingten Beeinträchtigungen. Der Fernverkehr sei dabei besonders stark betroffen. Auch auf der Straße kam es bayernweit wegen der starken Sturmböen und des Dauerregens zu Beeinträchtigungen und zahlreichen Einsätzen von Polizei und Feuerwehr. Vor allem haben umgestürzte Bäume und abgerissene Äste für kleinere Schäden gesorgt.

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:Sturm in Bayern: Umgestürzte Bäume und Zugausfälle

Meteorologen warnen in den Tagen vor Weihnachten vor Dauerregen und orkanartigen Böen. Die machen sich bereits stark bemerkbar - auf der Schiene und auf den Straßen. Zusätzlich herrscht in den Alpen teilweise Lawinengefahr.

Entwarnung nach Überschwemmungen in Hamburg

In Hamburg drückte die schwere Sturmflut in der Nacht das Wasser der Elbe an Land und überspülte dabei den Hamburger Fischmarkt und die umliegenden Straßen komplett. Das Wasser stand dabei teils hüfthoch. Da nicht alle Autos rechtzeitig weggefahren wurden, wurden auch sie überspült. In der Nacht waren die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei in der Region unterwegs, um in den noch abgestellten Fahrzeugen im Überschwemmungsgebiet nach Menschen zu suchen.

Wasser stand schon am frühen Freitagmorgen auf dem Hamburger Fischmarkt. (Foto: Axel Heimken/AFP)

Wegen der erwarteten Auswirkungen der schweren Sturmflut ist seit Freitagmorgen der zentrale Katastrophenstab der Hamburger Innenbehörde im Dienst. Im Hamburger Elbgebiet hatte die Polizei für den Vormittag vor einer schweren Sturmflut gewarnt und dazu aufgerufen, das Gebiet zu meiden.

Zum Mittag meldet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), die schwere Sturmflut in Hamburg habe ihren Scheitelpunkt geschafft und das Wasser laufe nun langsam wieder ab. "Die schwere Sturmflut hat 10.42 Uhr ihren Höchststand am Pegel St. Pauli erreicht. Die Abweichung zum mittleren Hochwasser betrug 3,33 Meter", sagte eine Sprecherin. Damit sei nun auch die Entwarnung für den Bereich herausgegeben worden. Es gebe in der Region zwar immer noch starken Wind, der das Wasser in die Nordsee und die Flüsse drückt, so die Sprecherin. Doch ein bisschen Wasser scheine abfließen zu können.

Warnung vor schwerer Sturmflut auch an der Nordseeküste

Auch für die ostfriesische Küste sowie das Wesergebiet sagten die Expertinnen und Experten vom BSH am Freitag schwere Sturmfluten vorher. Dort sollen die Hochwasser am Vormittag und Mittag 2,5 Meter bis 3 Meter über dem mittleren Wert liegen. An der nordfriesischen Küste werden Wasserstände von 2 Meter bis 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser erwartet. Als schwer gilt eine Sturmflut ab einem Wasserstand von 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser.

Auslöser der Sturmflut ist starker Wind aus gleichbleibender Richtung, der das Wasser an der Nordseeküste aufstaut. "Wenn die Flutwelle an den Nordseeinseln vorbei ist, läuft sie im Nachgang die Flüsse hoch", sagte Jennifer Brauch von den Vorhersagediensten für Nord- und Ostsee der Behörde.

Bereits am Donnerstag fielen viele Fähren aus, für andere gilt am Freitag ein Sonderfahrplan. Auch der Fährverkehr zwischen Rostock und Gedser in Dänemark ruhte. Am Abend wurde zudem die mehr als 900 Meter lange Fehmarnsundbrücke zwischen dem Festland und der Insel Fehmarn vollständig gesperrt, wie die Polizei mitteilte.

Fähren von und nach Norderney fallen seit Donnerstagnachmittag aus. (Foto: Volker Bartels/dpa)

"Zoltan" soll am Freitagabend wieder kräftiger werden - und dann langsam abflauen

Für den Freitag rechnet der Deutsche Wetterdienst an den Nord- und Ostseeküsten mit Böen mit einer Geschwindigkeit von 90 bis 110 Kilometern pro Stunde, auch noch stärkere Orkanböen sind demnach möglich. Auch dem Rest des Landes macht Sturmtief Zoltan weiterhin zu schaffen. Zwar schwächt sich dort der Wind am Freitag zunächst ab, er frischt jedoch bereits in der zweiten Tageshälfte wieder auf.

Für Bayern sagten die Meteorologen viel Schnee für die höheren Lagen des Bayerischen Waldes voraus. Bis zum Samstag erwartet der DWD im bayerischen Flachland stürmische Böen oder Sturmböen. In höheren Lagen der Alpen und des Bayerwalds könne es auch zu orkanartigen Böen und auf den höchsten Gipfeln teilweise zu Orkanböen kommen.

Übers Wochenende verliert das Sturmtief dann an Einfluss. Noch bis Sonntag kommt es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zu anhaltenden, teils kräftigen Niederschlägen. Auch mit starkem Wind sei weiterhin zu rechnen. An Heiligabend überquert die Warmfront eines Atlantiktiefs Deutschland, somit dürfte überall Tauwetter einsetzen. Das Wetter ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes "sehr wechselhaft", der Wind mit starken bis stürmischen Böen hält an.

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