Rheinstetten:„Kaum ein Örtchen für Abkühlung“: Hitze rekordverdächtig

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Essen (dpa/lnw) - In Nordrhein-Westfalen lässt die Hitze mit rekordverdächtigen Temperaturen auch in den kommenden Tagen nicht nach. "Es gibt kaum ein Örtchen, wo es richtig Abkühlung gibt", sagte Marco Manitta, Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD), in Essen. Schon am Mittwoch wurde ein Juli-Hitzerekord aufgestellt: In Weilerswist (Kreis Euskirchen) und Tönisvorst (Kreis Viersen) wurden je 39,7 Grad gemessen, wie ein DWD-Sprecher am Abend sagte.

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Essen (dpa/lnw) - In Nordrhein-Westfalen lässt die Hitze mit rekordverdächtigen Temperaturen auch in den kommenden Tagen nicht nach. „Es gibt kaum ein Örtchen, wo es richtig Abkühlung gibt“, sagte Marco Manitta, Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD), in Essen. Schon am Mittwoch wurde ein Juli-Hitzerekord aufgestellt: In Weilerswist (Kreis Euskirchen) und Tönisvorst (Kreis Viersen) wurden je 39,7 Grad gemessen, wie ein DWD-Sprecher am Abend sagte.

An einer Bundeswehr-Messstation in Geilenkirchen (Kreis Heinsberg) seien am Mittwoch 40,5 Grad gemessen worden, sagte der Sprecher des DWD. Das wäre ein bundesweiter Rekord - doch dieser Spitzenwert sollerst überprüft werden. Ob er offiziell anerkannt wird, entscheide sich am Donnerstag, sagte DWD-Meteorologe Markus Übel der Deutschen Presse-Agentur.

Denn diese Messstation gehört nicht zum Netz des Deutschen Wetterdienstes. Sie gilt aber als offizielle Stelle zur Wetterbeobachtung. Ein DWD-Sprecher hatte zunächst erklärt, der Wert könne nicht anerkannt werden. Später veröffentlichte der Deutsche Wetterdienst per Twitter eine Liste mit der Überschrift: „(Voraussichtlich) neuer Temperaturrekord in Deutschland“. Der bisherige deutsche Hitzerekord liegt bei 40,3 Grad und wurde 2015 im unterfränkischen Kitzingen gemessen. Die Daten der Wetterexperten gehen bis ins Jahr 1881 zurück. Seit Beginn der Wetteraufzeichnung liegt die höchste je in NRW gemessene Temperatur bislang bei 40,1 Grad. Der bisherige Juli-Spitzenwert war am 4. Juli 1957 mit 39,3 Grad in Köln gemessen worden.

Auch am Donnerstag bleibt es rekordverdächtig heiß: Der DWD erwartet in NRW Temperaturen zwischen 38 und 40 Grad. Vor allem im Ruhrgebiet, entlang des Rheins und im Aachener Raum könnte die 40-Grad-Marke überschritten werden. „Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich groß“, sagte Manitta. Am 12. August 2003 zeigte das Thermometer in Nörvenich und Weilerswist-Lommersum jeweils 40,1 Grad an.

Am „kühlsten“ soll es bei wolkenlosem Himmel in den höheren Lagen werden mit Temperaturen um die 35 Grad. „In ganz NRW ist es aber heiß“, sagte der Experte. Der Westen des Landes erreiche auf jeden Fall 39 Grad. Auch in den Nächten soll es kaum Abkühlung geben, weil sich die Hitze staue und es lange hell bleibe. „Außerhalb der großen Ballungsräume wird es 16 bis 19 Grad warm, 20 bis 24 Grad in den größeren Städten.“ Am Freitag ebbt die Hitzewelle minimal ab mit Temperaturen zwischen 33 und 36 Grad. Am Rhein entlang könnte es aber erneut 39 Grad warm werden.

In NRW reagierten am Mittwoch mehrere Städte auf die Hitze und Trockenheit: Angesichts der Waldbrandgefahr wurden in vielen Regionen Rauch- und Grillverbote auf öffentlichen Flächen erlassen. In Leverkusen etwa ist das Grillen auf öffentlichen Flächen ab sofort verboten. Die Stadt Köln appelliert an die Menschen, sich an die Vorschriften für Grünanlagen und Wälder zu halten. Im gesamten Stadtgebiet ist es verboten, glimmende Gegenstände wie Zigaretten oder Glasscherben wegzuwerfen.

In Wuppertal bewässerte die Polizei am Mittwoch Bäume und Grünflächen mit einem Wasserwerfer. Bei der Aktion verteilte der Wasserwerfer rund 40 000 Liter Wasser auf die Bäume an mehreren Straßen der Stadt. Das diene auch der Verkehrssicherheit. „Ein Baum, der wegen der Trockenheit kaputt geht, stellt eine potenzielle Gefahr für den Straßenverkehr da“, sagte ein Polizeisprecher. In Siegen dürfen die Mitarbeiter der Arbeitsagentur am Donnerstag wegen der hohen Temperaturen zweieinhalb Stunden eher nach Hause gehen.

Wegen der Hitze gab es am Mittwoch auch Probleme im Bahnverkehr. Etwa an der S-Bahn-Strecke von Düsseldorf nach Essen über Ratingen gab es eine Störung, wie die Bahn via Twitter mitteilte. Es kam zu Teilausfällen und Verspätungen. In Köln gab es eine Stellwerksstörung, die ebenfalls Ausfälle und Verzögerungen zur Folge hatte. Züge der Linie RE 8 konnten laut Bahn den Airport Köln/Bonn nicht anfahren.

Auch stiegen die Ozon-Werte im Vergleich zum Dienstag deutlich an. Am späten Nachmittag wurde die erste Meldegrenze von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft 13 Mal überschritten. Am Abend wurde der Höchstwert mit 218 Mikrogramm wurde in Duisburg-Walsum gemessen. Die Stadt Düsseldorf rief dazu auf, Autofahrten zu vermeiden. Diese würde dazu beitragen, dass die Ozon-Werte ansteigen. Es wurde deshalb geraten, den Nahverkehr zu nutzen.

Wegen der Hitze-Tage rechneten viele Freibadbetreiber indes mit hohen Besucherzahlen. Deshalb wurde mancherorts der Einsatz von Sicherheitspersonal angepasst. „Wir richten uns nach den Temperaturen und werden zum Beispiel im Rheinbad eher sechs statt drei externe Sicherheitskräfte einsetzen“, sagte Ralf Merzig, Leiter der Düsseldorfer Bädergesellschaft. Auch andere Freibäder bereiteten sich auf hohe Besucherzahlen vor.

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