Wetter in den USA:Apocalypse now

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Die Reste eines niedergebrannten Hauses in New Mexico zeugen vom größten Wildfeuer in der Geschichte des US-Bundesstaates. (Foto: Andrew Hay/Reuters)

Hitze, Hagel, Flut: Die USA erleben eine Ballung extremer Wetterphänomene. Und die wirklichen heißen Monate kommen jetzt erst.

Von Christian Zaschke, New York

Im US-Bundesstaat Wisconsin fielen Anfang der Woche Hagelkörner vom Himmel, so groß wie Hühnereier. Im Death Valley stieg die Temperatur auf 50,6 Grad Celsius. In New Mexico brannte das größte Wildfeuer in der Geschichte des Bundesstaates. In Kalifornien und Arizona brennt es sowieso. Etwas weiter nördlich, in Washington und Oregon, regnete es binnen Tagen einen Ozean. Der Yellowstone-Nationalpark, größtenteils in Wyoming gelegen, musste Anfang dieser Woche schließen, weil infolge Rekordregens die Flüsse anschwollen und Straßen unterspülten. Der Park wurde evakuiert, rund 10 000 Menschen mussten die Gegend verlassen.

Es kommt in den USA immer wieder einmal zu extremen Wetterphänomenen, aber eine solche Ballung hat das Land kaum je erlebt. Die Aufzählung lässt sich fortsetzen. Für rund 120 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner galt in dieser Woche eine Hitzewarnung. Laut Nationalem Wetterdienst ist Hitze unter den Wetterphänomenen Todesursache Nummer eins in den USA. In Phoenix hatte es 45,6 Grad. In Las Vegas stieg die Temperatur auf 42,8 Grad. Das ist so früh in der Saison äußerst ungewöhnlich.

Als nahe der Weltuntergang

Zugleich ziehen heftige Stürme durchs Land. In Indiana und Ohio hatten Hunderttausende Menschen infolge schwerer Gewitter keinen Strom. Wer ein wenig metaphysisch begabt ist, könnte versucht sein, in dieser abnormen Häufung von extremem Wetter einen Fingerzeig aus den Himmeln zu erkennen. In Großbritannien gehört es zum guten Ton, angelegentlich über verschiedenste Arten von Niesel zu plaudern und über "Hitzewellen", bei denen die 20-Grad-Marke "geknackt" wurde. In den Vereinigten Staaten klingt jede Konversation über das Wetter in diesen Tagen, als nahe der Weltuntergang.

Laut Wetterdienst kommen derzeit mehrere Phänomene zusammen. Im Nordwesten des Landes habe sich ein so genannter "atmosphärischer Fluss" entwickelt, daher der viele Regen. Zudem habe sich über Tennessee ein Hitzedom gebildet, der das Wetter in weiten Teilen des Südens beeinflusse. Da von Tennessee trockene Luft nach Südwesten ziehe, komme es auch dort zu Feuern und Stürmen. Es handelt sich laut Wetterdienst um ein Muster, das den doch recht apokalyptischen Namen "Ring of Fire" trägt: Feuerring.

34 Prozent sagen, sie seien nicht beunruhigt

Die amerikanische Gesellschaft ist in vielerlei Hinsicht gespalten, beim Thema Klimawandel herrscht jedoch zumindest bezüglich mancher Aspekte erstaunliche Einigkeit. Einer Erhebung der Universität Yale vom Februar dieses Jahres zufolge vertreten 72 Prozent der Amerikanerinnen und Amerikaner die Ansicht, dass es die globale Erderwärmung gebe, lediglich 14 Prozent der Befragten glauben das nicht. Allerdings sagten 34 Prozent, sie seien nicht beunruhigt über den Klimawandel, und 54 Prozent gaben an, dass sie persönlich nicht betroffen seien.

Es ist unwahrscheinlich, aber immerhin möglich, dass die zurückliegende Woche der Extreme diese Wahrnehmung ändert. Und falls nicht: Die wirklich heißen Monate kommen jetzt erst, und der Wetterdienst sagt vorher, dass in der Sturmsaison, die von Anfang Juni bis Ende November dauert, 14 bis 21 Hurrikane über das Land fegen werden.

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