Gewitter:Deutschlandweit mehr als 140 000 Blitze

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Blitze entladen sich am Abendhimmel während eines schweren Gewitters über Häusern in Frankfurt. (Foto: Arne Dedert/dpa)

Bei schweren Unwettern hat es am Mittwoch enorm häufig geblitzt. Besonders heftig war es im Rhein-Main-Gebiet - vor allem innerhalb einer Stunde. In Baden-Württemberg stirbt eine Frau.

Von Philipp Saul

Auch nach Sonnenuntergang ist der Himmel über dem Rhein-Main-Gebiet immer wieder hell erleuchtet. Tausende Blitze schießen in kurzen Abständen durch die Luft. Manchmal dauert es keine fünf Sekunden, bis die nächste grelle Linie die Dunkelheit spaltet.

25 289 Mal blitzte es nach Daten der Wetterredaktion des Hessischen Rundfunks (HR) über dem Rhein-Main-Gebiet. Und das am Mittwochabend allein innerhalb einer Stunde: zwischen 20.40 und 21.40 Uhr. Der Blitz-Informationsdienst von Siemens bestätigte die Zahl. Ungefähr acht Prozent davon, also 2000 Blitze, seien für Menschen gefährliche Erdblitze gewesen, die etwa am Boden, in Häusern oder Bäumen eingeschlagen sind. Außerhalb dieser einen Stunde habe es nicht wesentlich mehr Blitze im Rhein-Main-Gebiet gegeben.

Aber auch in anderen Bundesgebieten gab es heftige Unwetter: Insgesamt habe es am Mittwoch in Deutschland 140 000 Mal geblitzt, davon 11 300 Erdblitze, teilte ein Siemens-Sprecher der Süddeutschen Zeitung mit.

Einige Zahlen zum Vergleich: Deutschlandweit gab es im gesamten Jahr 2022 nach Daten des Blitz-Informationsdienstes von Siemens 242 421 Erdblitze. Das sind etwa 664 pro Tag und gerade einmal knapp 28 Einschläge pro Stunde. Am blitzreichsten Tag des vergangenen Jahres schlugen am 26. August etwa 26 000 Erdblitze in Deutschland ein; etwas mehr als 1000 pro Stunde.

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Blitze entstehen bei Gewittern in den Wolken: Das heftige Auf und Ab von Wasser- und Eisteilchen führt zu einer Polarisierung der natürlichen Luftelektrizität. Wird das Spannungsfeld zwischen positiver und negativer Ladung zu stark, entlädt sich ein Blitz - entweder zwischen zwei Wolken oder zwischen Wolke und Erdboden.

Für Gewitter brauche es Feuchtigkeit und heiße Temperaturen, sagte ein Siemens-Sprecher der SZ vor wenigen Tagen. Bei vermehrten Regenfällen und Temperaturen teils über 30 Grad wie in den vergangenen Wochen sind diese Voraussetzungen erfüllt. In diesem Sommer blitzt es deshalb wieder häufiger als im trockenen - eher blitzarmen - vergangenen Jahr.

Im baden-württembergischen Unterensingen hatte ein Blitz nun tödliche Folgen. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, erlag eine 43-Jährige nach einem Blitzschlag im Landkreis Esslingen im Krankenhaus ihren Verletzungen. Einen Tag nach dem Vorfall vom Samstag war schon ein 35 Jahre alter Mann in einer Klinik gestorben. Neben den beiden waren vier weitere Menschen betroffen. Sie sind aktuell nicht in Lebensgefahr.

Die Gewitter in der Rhein-Main-Region hatten am Mittwochabend große Auswirkungen. Am Frankfurter Flughafen wurden Dutzende Flüge gestrichen. Auf dem Vorfeld hätten sich am Abend große Wassermengen gesammelt, sagte ein Sprecher. Zahlreiche Flüge hätten nicht rechtzeitig abheben können oder zu anderen Flughäfen umgeleitet werden müssen.

Für mehr als zwei Stunden sei die Bodenabfertigung gänzlich eingestellt worden, sagte ein anderer Sprecher. Wegen der späten Wiederaufnahme der Abfertigung hätten 34 Maschinen am Abend nicht mehr rechtzeitig abheben können, hieß es. Andere Flüge waren da bereits von den Airlines selbst gestrichen worden.

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Auf der Webseite des Flughafens waren bis zum Beginn des Nachtflugverbots etwa 70 Flugstreichungen vermerkt. Auch 23 geplante Ankünfte seien aufgrund des Nachtflugverbots auf andere Flughäfen umgeleitet worden. Nach ersten Schätzungen des Frankfurter Flughafens war eine Passagierzahl im vierstelligen Bereich von den Problemen betroffen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte von Mittwochabend an für ganz Hessen und weitere Teile Deutschlands eine Warnung vor schweren Gewittern mit heftigem Starkregen herausgegeben. In Frankfurt sprach die Feuerwehr am Donnerstagmorgen von etwa 400 Unwettereinsätzen. Es habe Hunderte überflutete Keller gegeben, auch im viel befahrenen Südbahnhof stand das Wasser.

Nach starken Regenfällen läuft Wasser durch den Südbahnhof in Frankfurt-Sachsenhausen. (Foto: Marvin Filipovic/dpa)

Südlicher, im Kreis Darmstadt-Dieburg, registrierte die Zentrale Leitstelle zwischen Mittwoch 20.45 Uhr und Donnerstag 8.00 Uhr 520 Hilfeersuchen aus der Bevölkerung. Da das eine erhebliche Einsatzsteigerung im Vergleich zu einem regulären Abend bedeutet habe, habe das Personal aufgestockt werden müssen.

Auch in anderen Teilen Deutschlands gab es Unwetter. In Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Thüringen wurden Keller und Straßen überflutet.

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