Unesco:Wie französisch ist das Baguette?

Die Franzosen wedelten nach der Abstimmung begeistert - mit Baguette. (Foto: Twitter: Jules Darmanin)

Das Stangenweißbrot landet bei der Unesco-Abstimmung auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Frankreich ist begeistert. Zu Recht?

Von Martin Zips

Neben der chinesischen Teeverarbeitung ist nun auch das französische Baguette immaterielles Unesco-Kulturerbe der Menschheit. Très bien! Wobei ja schon gesagt werden muss, dass es mit dem Baguette und Frankreich so eine Sache ist. Der Ursprung des Wortes ist eher italienisch (la bacchetta: Stock), als möglicher Erfinder gilt der Österreicher Zang, der schon aus dem Kipferl ein Croissant machte und ab 1840 Baguettes als "Wiener Brot" veräußerte. Oder war es doch der Pole, der als Vater des in Frankreich "poolish" genannten Hefevorteigs gilt? Natürlich, bereits während der Französischen Revolution sollen "Flûtes" (Flöten) genannte Langbrote beliebt gewesen sein, und angeblich hatte der Erbauer der Pariser Métro, Chefingenieur Fulgence Bienvenüe, diese als Baguette wiederbeleben lassen, da er nicht mochte, dass seine Arbeiter Brotmesser mit in den Schacht nahmen. Ist aber auch egal. Hauptsache, das Baguette erfährt endlich jenen Respekt, der bereits der finnischen Saunakultur und der kirgisisch-kasachischen Jurte zuteilwurde. Es gibt ja fast nichts, was sich noch nicht auf der Unesco-Liste befindet. Und falls das Baguette gar nicht französisch ist, europäisch ist es allemal. Wie bewegend, als die Franzosen während der Abstimmung in Marokko mit Weißbrotstangen wedelten. Die Deutschen wedelten nicht. Sie saßen eher reglos dar. Obwohl auch ihr Vorschlag "Moderner Tanz" zuvor positiv beschieden wurde. Ja, hossa, was ist denn da los?

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