SZ-Kolumne "Bester Dinge":Nix da

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Immerhin maskiert war er, als er die Trafik überfallen wollte. Nur machte das Outfit des Räubers offenbar wenig Eindruck. (Foto: LPD Steiermark via oe24/https://www.oe24.at/oesterreich/chronik/trottel-raeuber-vergeigte-ueberfall-jetzt-spricht-der-trafikant/565710339)

Das Video eines gescheiterten Überfalls auf eine Grazer Trafik ging viral. Abgewimmelt wurde der Möchtegern-Räuber, wie es sich für Österreich gehört: mit einem Schmäh.

Von Verena Mayer

Das Video eines Überfalls auf eine österreichische Trafik, eine Art Kiosk, das seit einigen Tagen im Netz zirkuliert, ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Zum Einen, weil die Szene, die von der Überwachungskamera festgehalten und von der Grazer Polizei veröffentlicht wurde, die besonnene Reaktion einer Angestellten und ihres Chefs auf einen Räuber zeigt. Als der Mann mit gezückter (Fake-)Pistole Geld fordert, sagt der Trafikant, dass es 18 Uhr und die Kasse also schon geschlossen sei. Er solle doch ein anderes Mal wiederkommen. So wie man in Österreich halt abgewimmelt wird, freundlich, mit viel "Bittedanke" und "Tut mir leid", aber bestimmt.

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Ebenfalls bemerkenswert ist die Analogie zu dem Lied "Banküberfall" der Ersten Allgemeinen Verunsicherung aus Österreich, das vielen Menschen, die in den Achtzigerjahren sozialisiert wurden, noch immer in den Gehörgängen kleben dürfte ("Ba-ba-ba-ba-Banküberfall, das Böse ist immer und überall!"). Darin versucht ein Räuber, "mit dem Finger im Mantel statt einer Puff'n" an einem Bankschalter Geld zu bekommen, wird von dem Bankbeamten aber mit den Worten "Was fällt Ihnen ein?" zurückgewiesen. Das Lied endet mit der Zeile: "Na gut, sag ich, dann zahl ich halt was ein."

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Am bemerkenswertesten ist allerdings der 41-jährige Trafikant Marco Koller. Auf die Frage, wie er in der Situation die Nerven behalten habe, erzählte er dem Standard, die Sache mit der geschlossenen Kasse sei ein Trick gewesen, ein Schmäh, wie man in Österreich sagt. "Die Gitti hat von sich aus gesagt, die Kassa geht nicht auf, und ich habe im selben Moment auf die Uhr geschaut. Da war es gerade Punkt 18 Uhr, und ich habe mir gedacht: Das probiere ich jetzt." Gitti ist die Angestellte, die gerade an der Kasse stand. Im Verlauf des Überfalls habe er dann gemerkt, "dass der Bursche harmlos ist" und man "bei ihm mit dem Reden besser aussteigt". Am Ende des Videos sieht man, wie der abgewiesene Möchtegernräuber noch einmal wiederkommt und zu verhandeln versucht. Auch das sehr österreichisch, a bisserl was geht immer. Man hätte sich aber auch nicht gewundert, wenn er etwas gekauft hätte.

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