Am Montag holten drei Beamte der Migrationsbehörde Howard X aus dem Hotel La Paix ("Frieden") im vietnamesischen Hanoi ab, wo er seit Freitag gastiert hatte, und setzen ihn in ein Auto zum Flughafen. Damit ist die vielleicht amüsanteste Anekdote rund um das Gipfeltreffen von US-Präsident Donald Trump mit Kim Jong-un, der am Mittwoch dort beginnt, wahrscheinlich schon vorbei.
Howard X, also "Kim", war bereits vergangene Woche in Hanoi gelandet. Mit dabei hatte er Russell White, einen Donald-Trump-Doppelgänger. "Trump" und "Kim" kannten sich bereits aus Singapur, das war der Schauplatz des ersten Trump-Kim-Gipfels. Weil damals aber die Behörden fast alles verhindert hatten, legten beide diesmal sofort los: Sicherheitsmaßnahmen, Pressefotos, Interview, Zuneigungsbekundungen.
Fototermin der Beiden
Als der echte Kim noch nicht mal mit seiner Panzer-Eisenbahn über die nordkoreanische Grenzbrücke gerollt war, zelebrierten X und White auf den Stufen des Opernhauses von Hanoi schon ihr erstes Gipfel-Meet-and-Greet. Handschlag, Faust an Faust, Mittelfinger für die Kameras. Begleitet wurden sie von einer Pressetraube und eigenem Security-Personal. Das meiste sah echt aus. Zu echt. Bei einem zweiten Auftritt für TV-Sender intervenierten die vietnamesischen Behörden.
15 Polizisten störten das Interview und forderten ein eigenes ein - in bester Gipfel-Manier hinter verschlossenen Türen. Zweieinhalb Stunden nahm diese Aussprache in Anspruch, wie Howard X auf Facebook schrieb. Die Polizisten hätten dazu geraten, den vorgezogenen Trump-Kim-Gipfel schleunigst zu beenden. "These presidents have many enemies", so Howard X danach, Feinde des echten Jong-un und des echten Trump wolle er nicht am Hals haben. Die Polizisten ließen die beiden Mimen gehen, baten aber vorher noch um ein gemeinsames Foto, so X.
Abreise am Montag
Das Wochenende verlief danach ruhig. Am Montag nun: wieder Zugriff. Mit der Begründung, sein Visum sei ungültig, wurde Howard X per Flugzeug nach Hongkong abgeschoben. Vor seiner Abreise aus Hanoi diktiere er den anwesenden Presseleuten noch in den Block: Der "wahre Grund" dafür sei, dass er mit einem Gesicht geboren wurde, das ihn wie Kim Jong-un aussehen lasse. "Das ist das wahre Verbrechen." Und: Satire sei "eine mächtige Waffe gegen jede Diktatur".
"Kim" und "Trump" küssten sich noch einmal auf den Mund, der eine flog davon, der andere blieb zurück, jedoch mit der Auflage, weitere kostümierte Auftritte zu unterlassen.
Noch zu erwähnen bleibt, dass Human Rights Watch die Aktion der vietnamesischen Behörden auf Twitter als abscheulich verurteilte. Und dass X und White händeringend nach weiteren Doppelgänger-Kollegen suchen. Sie wollen ihr Bande der "Tyrannen" weiter vernetzen, sagen sie. Ein paar Posten sind noch frei.