Thailand:Der Tote in der Gefriertruhe

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Eine thailändische Reporterin fotografiert eine sichergestellte Kühltruhe. Darin soll der zerstückelte Körper eines Deutschen gefunden worden sein. (Foto: AP/AP)

In Pattaya wurde die zerstückelte Leiche eines Deutschen gefunden. Die thailändischen Behörden bezeichnen den Mann als Immobilienmakler - aber es scheint auch Verbindungen ins Rotlichtmilieu zu geben.

Von David Pfeifer, Bangkok

Viel weiß man noch nicht über das Sterben des Deutschen in Pattaya, der in einer Gefriertruhe gefunden wurde, in Stücke zerlegt. Wie immer, wenn ein Leben derart grausam endet, fragt man sich, welche Umstände dazu geführt haben. Bekannt ist bisher, dass Hans-Peter M., der in thailändischen Medien als Immobilienmakler bezeichnet wird, vor etwa 20 Jahren in München gelebt hat, bevor er endgültig nach Thailand umsiedelte. Zum Zeitpunkt seines Todes war er 62 Jahre alt. M. war am 4. Juli verschwunden, seine 24-jährige Frau meldete ihn als vermisst, die Familie setzte eine Prämie von drei Millionen Bath (etwa 78 000 Euro) für Hinweise auf seinen Aufenthaltsort aus.

Sein Mercedes E350, in dem er zuletzt gesehen worden war, wurde am Sonntag auf dem Parkplatz eines Wohnblocks gefunden, der in einer bei Ausländern beliebten gehobenen Siedlung nordöstlich von Pattaya liegt. Nach Angaben der Polizei befanden sich Spuren eines Reinigungsmittels auf den Sitzen, dem Armaturenbrett, dem Lenkrad und an anderen Stellen im Fahrzeug.

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Die Beamten konnten die Leiche schließlich anhand von Überwachungsvideos aus der Gegend ausfindig machen. Thailändische Medien veröffentlichten Fotos und Videos, die die Gefriertruhe, in der sich die Leiche befand, auf der Ladefläche eines schwarzen Lastwagens zeigen, neben ihr hockt ein Mann. Vor dem Haus, in dem M.s Leiche entdeckt wurde, versammelte sich am Dienstag eine Menschenmenge, um zu beobachten, wie Forensiker in weißen Overalls, Haarnetzen und blauen Handschuhen den Tatort untersuchten.

Das Haus war von der Deutschen Nicole F., 52, gemietet worden. Als sie von der Polizei in Pattaya befragt wurde, gab sie an, nicht gewusst zu haben, was sich in der Gefriertruhe befand, die in das Haus getragen worden war - nach bisherigem Kenntnisstand schon mit der zerstückelten Leiche darin. Sie sei gezwungen worden, die Truhe aufzubewahren. In dem Appartement wurden auch eine kleine Kettensäge, mehrere Rollen Cellofan-Folie und andere Werkzeuge gefunden, die wohl bei der Tat zum Einsatz kamen.

Zwei Deutsche in Haft

Nach Polizeiangaben wohnten zwei Deutsche, Olaf Thorsten B., 52, und Petra Christl G., 54, ebenfalls in dem Haus. Gegen die beiden und einen Mann, der laut Polizei ein Thailänder mit pakistanischer Herkunft sein soll, wurden Haftbefehle erlassen. Allen wird Diebstahl und Mord vorgeworfen. In Begleitung ihres Anwalts stellte sich G. noch am Dienstag der Polizei, aus dem anschließenden Verhör gelangten keine Informationen an die Öffentlichkeit. Der 27-jährige Thailänder wurde am Mittwochnachmittag verhaftet, als er in einem Hotel einchecken wollte und das Personal ihn auf Fahndungsfotos erkannte.

In der Nacht auf Mittwoch wurde B. in einem Bangkoker Ausgehviertel festgenommen, wie thailändische Medien berichteten. Anschließend sei er fünf Stunden lang verhört worden, auch hier gab die Polizei bislang keine Details bekannt. Der stellvertretende Chef der nationalen königlichen Polizei, Surachate "Big Joke" Hakparn, der früher auch Chef der Einwanderungsbehörde war, gab eine Pressekonferenz, in der er lediglich erklärte, dass die Behörden genügend Beweise gesammelt hätten, um Anklage gegen die Verhafteten zu erheben, auch wenn diese jede Beteiligung am Mord an M. bestritten.

B. gilt als Anführer der Motorradgang "Outlaws MC", die von der thailändischen Polizei als mafiaähnliche Vereinigung geführt wird. Die Outlaws hätten sich unter anderem mit Schutzgeldzahlungen finanziert, die sie von Deutschen eingetrieben hätten.

Es könnte Verbindungen ins Rotlichtmilieu geben

Pattaya ist eine berüchtigte Stadt. Während des Vietnamkriegs und der "Secret Wars", die die USA in Laos und Kambodscha führten, war das ehemalige Fischerdorf Station des US-Militärs. Hier wurde Nachschub für die Truppen gelagert, es war aber auch ein Ort für "Rest and Recreation", wie man das damals nannte, um sich vom Einsatz an der Front zu erholen. Bald blühten Prostitution und Drogenhandel. Bis heute ist Pattaya für seine "Walking Street" bekannt, das Rotlichtviertel am Strand. Mit allem Übel, das dazugehört.

Auch über die Vergangenheit des Opfers werden nun Hintergründe bekannt, die einen Zusammenhang mit dem Rotlichtmilieu nahelegen. So berichtete die Pattaya Mail vor sechs Jahren über einen Fall von Menschenhandel, bei dem ein deutscher Mann und seine thailändische Partnerin Minderjährige zur Prostitution eingesetzt hatten. Dabei soll es sich um Hans-Peter M. und seine heutige Ex-Frau gehandelt haben. Sie wurden festgesetzt, nachdem die Polizei eine 17 Jahre alte Prostituierte überwacht hatte. Solche Fälle werden von kriminellen Zuhältern gelegentlich auch konstruiert, um Mitbewerber aus dem Gewerbe zu drängen. Ein weit drastischeres Mittel, um einen lästigen Konkurrenten loszuwerden, wäre Mord. Ob das tatsächlich das Motiv im Fall Hans-Peter M. ist, muss die Polizei erst noch ermitteln.

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