Sturmtief „Zoltan“:Schwimmkran hebt gestrandete Fähre ins Wasser

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Die Fähre „Spiekeroog IV“ wegen des Sturms über die Kaimauer geschoben worden und liegt nun auf einem Parkplatz am Fährterminal. (Foto: Markus Hibbeler/dpa)

Ein Sturm zerrt so kräftig an den Sicherungsleinen, dass sich im Hafen von Neuharlingersiel eine Fähre losreißt. Lange liegt sie auf dem Trockenen. Um den Koloss zu bergen, ist schweres Gerät nötig.

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Neuharlingersiel (dpa) - Eine wegen eines Wintersturmes im Hafen des ostfriesischen Küstenortes Neuharlingersiel gestrandete, tonnenschwere Nordseefähre ist von einem Schwimmkran zurück ins Wasser gesetzt worden. Alle seien erleichtert, dass das aufwendige Manöver ohne Schäden geglückt sei, sagte Ansgar Ohmes, Geschäftsführer der Nordseebad Spiekeroog GmbH, zu der die Inselfähre gehört, am Donnerstagmorgen nach der Bergung. Zuvor habe es bei allen Beteiligten eine große Anspannung gegeben. „So eine Fähre zu bergen, mit dieser Konstruktion, ist nicht ganz ohne“, sagte Ohmes.

Die Fähre, mit der hauptsächlich Fracht aber auch Personen von und zu der ostfriesischen Insel Spiekeroog transportiert wurden, hatte sich während des Sturmtiefs „Zoltan“ vor Weihnachten von ihrem Liegeplatz im Hafen des Küstenortes unbemerkt losgerissen. „Es war ein sehr schwerer Sturm und da sind verschiedene oder mehrere Leinen gerissen und dadurch ist das Schiff dann abgetrieben“, sagte Ohmes. Da die Wasserstände infolge einer Sturmflut hoch waren, trieb die Fähre auf eine niedrigere Hafenfläche an Land. Nachdem das Hochwasser wieder verschwunden war, lag sie seitdem dort auf dem Trockenen. Verletzt wurde bei der Schiffshavarie niemand. Auch Öl oder Diesel war nicht ausgetreten.

Für die Bergung nahm der Schwimmkran „Enak“ am Donnerstagmorgen kurz nach Sonnenaufgang das 336 Tonnen schwere Schiff an den Haken. Der Kran hob die „Spiekeroog IV“ von ihrem aktuellen Liegeplatz an, drehte und setzte es zurück ins Wasser. Das Manöver dauerte nur rund eine halbe Stunde. Viele Schaulustige verfolgten im Hafen die Bergung aus sicherer Entfernung.

Das Ausbalancieren des Schiffes sei entscheidend gewesen, sagte Ohmes. Denn das Schiff habe unter keinen Umständen aus den Kranseilen rutschen dürfen. „Wir haben da sehr professionelle und gute Partner, von daher hat das alles gut geklappt.“ Um die Fähre überhaupt per Kran ins Wasser heben zu können, war das Schiff bereits vor einigen Wochen mit Hebekissen angehoben und mit selbst lenkenden Schwerlastmodulen näher in Richtung Kaikante transportiert worden.

Ursprünglich war die Bergung schon früher geplant. Zuletzt verhinderte aber raue See, dass der Schwimmkran durch das Seegatt, also die Strömungsrinne, zwischen den Inseln Spiekeroog und Langeoog den Weg bis in den Hafen von Neuharlingersiel fand.

Wegen der Bergungsarbeiten konnten am Donnerstagmorgen keine Fähren im Hafen von Neuharlingersiel (Landkreis Wittmund) an- oder ablegen. Eine Fährverbindung von und nach Spiekeroog sollte stattdessen über den benachbarten Hafen von Bensersiel laufen.

Die „Spiekeroog IV“ soll voraussichtlich schon am Freitag wieder im Linienverkehr fahren. Zwar seien die Antriebspropeller bei der Havarie beschädigt worden, sagte Ohmes. Diese seien aber schon ausgetauscht worden. Das über 45 Jahre alte Schiff sei „absolut robust“ und bei der Havarie weitgehend unversehrt geblieben. „Das ist ein Arbeitsschwein, das funktioniert einfach.“

© dpa-infocom, dpa:240418-99-718712/3

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