SZ-Kolumne "Bester Dinge":Gelb ist die Hoffnung

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Lächeln hebt die Stimmung, auch wenn einem gar nicht danach zumute ist. (Foto: Martin Schutt/dpa)

Vor 60 Jahren erfand Harvey Ball den Smiley - und bekam 45 Dollar dafür. Später machten andere damit viel Geld. Über das millionenschwere Geschäft mit dem gelben Grinser.

Von Martin Zips

Ein bisschen Anerkennung tut doch immer gut. Genau daran aber hapert es oft, gerade in der freien Wirtschaft. Zum Beispiel damals, als die "Guarantee Mutual Company" aus Ohio von der "State Mutual Life Assurance Company" aus Worcester geschluckt wurde. Erst sank die Zufriedenheit der Mitarbeiter, dann die Arbeitsmoral.

Aber die Personalabteilung des Versicherungsunternehmens hatte natürlich sofort eine tolle Idee und beauftragte einen freien Künstler mit der Schaffung eines crazy Firmenlogos, welches allen gute Laune machen sollte. Harvey Ball hieß dieser Mann und vor genau 60 Jahren brachte er mit seinem gelben Smiley Spaß in die Arbeitswelt. Bald fand sich das grinsende Gesicht auch außerhalb der Versicherungsbüros, wurde auf Aufklebern und T-Shirts verkauft. Leider war Künstler Ball, was das Copyright angeht, nicht ganz so ausgefuchst wie neun Jahre später der französische Unternehmensberater Franklin Loufrani, der sich Balls Zeichnung in leicht abgewandelter Form international schützen ließ. Die Firma "The Smiley Company", in der jetzt sein Sohn Nicolas Chef ist, machte zuletzt laut der Zeitschrift Business Punk Hunderte Millionen Euro Jahresumsatz. Jüngst stritt Nicolas Loufrani dort in einem Interview dem 2001 verstorbenen Harvey Ball sogar seine alleinige Urheberschaft ab: "Schon in der Steinzeit malten Menschen solche Motive an die Wände", sagte er. Zugleich ärgerte sich der Unternehmer über digitale Nachahmungen, an denen er nichts verdient: "Die Designer der Smartphone-Emojis haben uns also schon kopiert."

Woran man mal wieder sieht, dass Geld eben auch nicht unbedingt glücklich macht. Immer will man mehr davon. Harvey Ball erhielt einst für seinen Entwurf nur 45 US-Dollar. Trotzdem sagte er später, als längst andere an seiner Idee verdienten: "Ich kann eh immer nur ein Steak auf einmal essen und nur ein Auto fahren." Was für ein weiser Mann.

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