Unter den vielen Formen der zwischenmenschlichen Regungen und Verrenkungen ist das Schweigen der edle Ritter. Wie oft wurde er besungen: Antoine de Saint-Exupéry schrieb, die Liebe sei vor allem ein Lauschen im Schweigen. Heinrich Heine steuerte einen weiteren Kalenderspruch bei, das Schweigen hielt er für die wesentliche Bedingung des Glücks. Und auch der Dalai Lama wollte zum Thema nur ungern den Mund halten, weshalb wir von ihm dazu heute diesen Satz lesen dürfen: "Denk daran, dass Schweigen manchmal die beste Antwort ist."
Weil aber auch die Goldmedaille des Schweigens zwei Seiten hat, ist möglicherweise doch alles ganz anders. Forscher des Dartmouth College in New Hampshire haben in einer Versuchsreihe nachgewiesen, dass die Sympathie zwischen zwei Menschen umso größer ist, je kürzer die Pausen in einem Gespräch sind. In der Regel dauert der Moment der Stille, der entsteht, wenn der eine mit dem Reden fertig ist und der andere mit dem Reden beginnt, eine Viertelsekunde. Läuft das schneller ab, und fällt man sich also fast schon ins Wort, dann spricht das für den Laien für eine gewisse Unhöflichkeit. Für die Wissenschaft aber signalisiert es Wohlwollen.
Eine hoffnungsvolle Botschaft ist das für all diejenigen, die aus Ehrfurcht vor dem von Heine und Saint-Exupéry gestützten Schweigekartell ihren unterdrückten Ärger still mit sich herumschleppen. Seht her, eine impulsive Antwort auf das Gesagte des Gegenübers kann durchaus sympathischer wirken als ein krampfig dahingekrächztes "Mhm".
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