SZ-Kolumne "Bester Dinge":Alter Kieskram

(Foto: Carmen Jaspersen/dpa)

Schottergärten sind Ästheten wie Umweltschützern ein Dorn im Auge. Ein Wettbewerb in Emden soll sie nun in blühende Landschaften verwandeln.

Von Veronika Wulf

Schottergärten werfen bei Menschen ohne Schottergarten Fragen auf: Warum kippt man sich freiwillig eine halbe Tonne Kies in den Vorgarten und sperrt Steine in Käfige? Damit man die Steinchen unter den Füßen des Einbrechers knirschen hört? Damit die Nachbarn bloß nicht rübergucken? Und steht hinter jedem Kieskram ein sich selbst verwirklichender Griesgram? Oder wer sind diese Menschen, denen Schottergärten gefallen?

Seit Gartenarbeit urban gardening genannt und ein gelungener Garten als Metapher für ein gelungenes Leben steht, müssen es Schottergartenbesitzer noch schwerer haben. Karoline Herfurth zeigt sich beim Rasentrimmen, Gisele Bündchen baut Salat an, Cindy Crawford erntet Tomaten. Abgesehen von Sophia Thomalla, die Markenbotschafterin eines Unternehmens für Schüttgut ist, bringt sich kein Prominenter gern in Verbindung mit Schotter (außer im finanziellen Kontext).

Weil Bienen wenig Nektar aus Basaltsplitt ziehen können und Regen nur schwer durch Beton und Steinplatten dringt, sind Schottergärten in manchen Bundesländern und Kommunen verboten. Etwa in Niedersachsen, wo sie nur in "geringem Maße zulässig" sind, wenn die Vegetation überwiegt. Doch offenbar gibt es noch zu viele - zumindest in Emden und nach Ansicht des Emder Ökowerks. Das Umweltzentrum hat einen Wettbewerb für Schottergartenbesitzer ausgerufen. Zehn Gewinner bekommen eine "naturnahe Gartenumgestaltung" im Wert von bis zu 150 Euro bezahlt.

Bleibt nur zu hoffen, dass niemand seinen ohnehin verwahrlosten Garten mit Kies aufschüttet, nur um die Prämie abzugreifen. Und dass sich überhaupt jemand meldet. Schließlich soll es Menschen geben, deren Garten Eden nun mal grau ist.

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