Großbritannien:Hunderte gedenken getöteter Frau in London

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Demonstrantinnen und Demonstranten leuchten mit Handy-Taschenlampen während einer Mahnwache für die getötete Sarah E. im Stadtteil Clapham Common. (Foto: Victoria Jones/dpa)

Obwohl die Veranstaltung abgesagt worden war, versammeln sich viele Menschen, um ihr Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. Auch Herzogin Kate legt Blumen nieder.

Eigentlich war die Gedenkveranstaltung aus Angst vor Verstößen gegen die Corona-Maßnahmen abgesagt worden. Trotzdem kamen am Samstag Hunderte Menschen in einen Park im Süden von London, um der getöteten Sarah E. zu gedenken. Sie legten Blumen nieder, auf Fotos ist zu sehen, wie Menschen mit den Taschenlampen ihrer Handys in den Nachthimmel leuchteten. Die Frau war Anfang März verschwunden, am Freitag war ihre Leiche identifiziert worden. Tatverdächtig ist ein Polizist. Der Fall hatte landesweit für Empörung gesorgt.

Auch Herzogin Kate hat am Nachmittag den Gedenkort im Park Clapham Common aufgesucht. Berichten zufolge habe sie Narzissen niedergelegt. Die Deutsche Presse-Agentur erfuhr aus Palastkreisen, dass die Herzogin der getöteten Sarah E. und ihrer Familie Respekt zollen wollte. Sie habe sich auch daran erinnert, wie es sich anfühlte, vor ihrer Hochzeit mit Prinz William nachts allein durch London zu gehen, hieß es.

Die Polizei versuchte, teils gewaltsam, die Versammlung aufzulösen. Den Versuchen wurde mit lautstarken Protestrufen und einem Pfeifkonzert begegnet, wie auf Videos im Internet zu sehen war. Die Initiative "Reclaim These Streets" (etwa: Erobert diese Straßen zurück), hatte zunächst zu der Mahnwache in London aufgerufen, um an Sarah E. zu erinnern und alltägliche Belästigungen und Gewalt gegen Frauen anzuprangern. Nach erfolglosen Gesprächen mit der Polizei über eine Umsetzung der Mahnwache unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen wurde die Veranstaltung abgesagt. "Uns wurde gesagt, dass jede der Organisatorinnen eine Strafe von 10 000 Pfund (11 650 Euro) riskiert, sollten die Vorbereitungen weitergehen", hieß es in einer Mitteilung von "Reclaim These Streets" am Samstagmorgen. Daraufhin erhielten die Veranstalterinnen zahlreiche Spenden. Bis zum Abend kamen bereits mehr als 380 000 Pfund (etwa 442 000 Euro) zusammen. Die Organisatorinnen riefen auch dazu auf, um 21.30 Uhr (Ortszeit) auf der Türschwelle eine Kerze zu entzünden. Es ist der Zeitpunkt, zu der Sarah E. zuletzt lebend gesehen wurde.

Das war am 3. März in der Nähe von Clapham Common, als Sarah E. in der Dunkelheit auf dem Nachhauseweg von einer Freundin war. Eine Leiche wurde in einem Waldstück in der Grafschaft Kent gefunden, seit Freitag herrscht Gewissheit, dass es sich dabei um die 33-Jährige handelt. Der tatverdächtige 48-jährige Polizist wurde am Samstag dem Haftrichter vorgeführt. Er befindet sich weiterhin in Untersuchungshaft.

Premierminister Boris Johnson kündigte per Twitter an, er werde gemeinsam mit seiner Verlobten Carrie Symonds eine Kerze anzünden. "Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um sicherzustellen, dass die Straßen sicher sind, und dass Frauen und Mädchen weder Belästigung noch Missbrauch erleiden müssen", so der Regierungschef.

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