Mindestens so berühmt wie fürs Sportliche ist Royal Ascot als Society- und Fashion-Veranstaltung. Exzentrische Modeausreißer gehören quasi zum guten Ton. Das trifft vor allem die Kopfbedeckungen. Dieser Schmetterling zieht sicher Blicke auf sich, bietet aber kaum Schutz vor Regen oder Sonne.
Praktikabilität spielt bei den nirgends so wie in Großbritannien beliebten "Fascinators" sowieso keine Rolle. Die meisten halten nicht einmal ohne Hilfsmittel von alleine auf dem Haupt ihrer Trägerinnen und Träger. Da haben es die Männer häufig leichter. Ob Melone, Zylinder oder der Bogart (wie der Herr im Hintergrund): Sie schützen vor Wetter und bleiben in der Regel von selbst auf dem Kopf.
Ob dieser Hut (links im Bild) eine Eigenkreation ist oder teuer erstanden wurde: In jedem Fall drückt seineTrägerin mit ihm eine gewisse Bücherliebe aus. Darauf - der Farbe nach zu urteilen - einen Pimm's auf's royale Pferderennen.
Auch diese filigrane Baukonstruktion wirkt nicht, als könnte sie Regen und Wind lange standhalten. Das ist auch nicht weiter schlimm.
Vorsicht Wespe! Ach nee, ist bloß ein Hut. Vielleicht soll das Riesending auch eine Biene darstellen, das ganze Kostüm könnte demnach zu verstehen sein als ein Statement gegen das Insektensterben.
Sehen und gesehen werden lautet das Motto. Wobei diese Trägerin in beidem etwas eingeschränkt ist.
Bei Royal Ascot tragen aber nicht nur die Frauen auffallende Hüte. Gleichberechtigung der Geschlechter ist seit einiger Zeit auch neben der Rennbahn angesagt. Diesem Gast scheint seine Liebe zu Pferden buchstäblich zu Kopf gestiegen zu sein.
Und natürlich geben sich beim Royal Ascot auch Royals die Ehre. Etwa Prinz William, Herzogin Kate und das niederländische Thronpaar König Willem-Alexander und Königin Maxima. Prinz Harry und Herzogin Meghan waren in diesem Jahr nicht dabei. Aber schließlich sind die beiden auch erst vor sechs Wochen Eltern geworden. Die Ur-Großoma, Königin Elizabeth II., hatte Willem-Alexander sowie den spanischen König Felipe VI. (nicht im Bild) am Montag in einer prunkvollen Zeremonie in den Hosenbandorden aufgenommen. Dabei handelt es sich um den wichtigsten Ritterorden des Vereinigten Königreichs.
Und selbstverständlich war auch die Queen dabei. Mittwoch musste sie sich zwischenzeitlich mit einem Schirm gegen den Regen wappnen. Ihre Hutwahl: Wie immer dezent-elegant, das Hutband aus Blüten blieb trocken - und der Regen machte zwischendurch auch immer mal wieder Pause.
Mode und Politik: In Zeiten einer durch den Brexit hervorgerufenen gesellschaftlichen Spaltung Großbritanniens in Berfürworter und Gegner der Europäischen Union, kann dieser Union-Jack-Eurokranz-Fascinator als mutiges pro-europäisches Statement verstanden werden.
Die traditionsreichen Rennstrecke wurde 1711 gegründet. Die Rennveranstalter hatten sich zuletzt jedoch zunehmend Sorgen um die Sicherheit der (überwiegend reichen) Gäste gemacht. Und um den guten Ruf des Royal Ascot, weil es in den vergangenen Jahren bei auch bei vornehmeren Pferderennen im Königreich zu Massenschlägereien gekommen war, auch auf der Rennbahn in Ascot. Männer in schicken Anzügen, wie man da an der Rennbahn gerne trägt, waren aufeinander losgegangen. Befeuert von Alkohol oder anderen Rauschmitteln. Um derartige Szenen beim feinen Royal-Ascot-Wettbewerb zu verhindern, hatte der Betreiber, die Ascot Authority, bereits im vergangenen Jahr die Kontrollen verschärft. Und scharfe Kleidungsvorschriften herrschen sowieso. Ein Style-Guide informiert, welcher Dresscode zu welchen Anlässen gilt.
Weitgehend rausch- und gewaltfrei konnten sich die Zuschauer bislang dem Sport widmen, oder der Prominenz - oder beidem. Ob es nun die Rennen oder ein besonders aufregender Hut war, der in diesem Augenblick für Emotionen auf der Tribüne sorgte, lässt sich nicht mehr klären. Bis Samstag einschließlich wird in Ascot noch gejubelt, getragen und gelitten.