Religion - München:Seligsprechungsverfahren für Guardini und Gerlich beginnt

München (dpa/lby) - Mit einem Gottesdienst in der Münchner Frauenkirche wird an diesem Samstag das Verfahren für die Seligsprechung des Publizisten Fritz Michael Gerlich und des Religionsphilosophen Romano Guardini eröffnet. Mehrere Jahre lang werden ein bischöflicher Beauftragter und ein Kirchenanwalt ihr Leben und Wirken erforschen und Hinweise auf Gebetserhörungen oder gar Wunder sammeln. Das Erzbistum München und Freising rief alle Gläubigen auf, den beiden Verantwortlichen entsprechende Informationen zukommen zu lassen.

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München (dpa/lby) - Mit einem Gottesdienst in der Münchner Frauenkirche wird an diesem Samstag das Verfahren für die Seligsprechung des Publizisten Fritz Michael Gerlich und des Religionsphilosophen Romano Guardini eröffnet. Mehrere Jahre lang werden ein bischöflicher Beauftragter und ein Kirchenanwalt ihr Leben und Wirken erforschen und Hinweise auf Gebetserhörungen oder gar Wunder sammeln. Das Erzbistum München und Freising rief alle Gläubigen auf, den beiden Verantwortlichen entsprechende Informationen zukommen zu lassen.

Der religiöse Akt der Seligsprechung ist eine Art Vorstufe zur Heiligsprechung. Gerlich (1883-1934) könnte als Märtyrer seliggesprochen werden. In einem calvinistischen Elternhaus aufgewachsen, war er 1931 zum Katholizismus übergetreten. Wegen seines religiös geprägten Widerstandes war der Journalist eines der ersten Opfer des Nazi-Terrors. Als Herausgeber der Wochenzeitschrift "Der gerade Weg" griff er die Nationalsozialisten in vielen Artikeln scharf an. Am 9. März 1933 stürmten SA-Truppen deshalb die Redaktion, verwüsteten alles und nahmen Gerlich fest. Nach rund 16 Monaten Haft wurde der Publizist am 30. Juni 1934 im Konzentrationslager Dachau ermordet.

Bei Guardini (1885-1968) geht es dagegen um die Frage, ob ihm der "Heroische Tugendgrad" zuerkannt wird. Dieser erfordert ein außerordentliches Leben nach Tugenden wie Glaube, Hoffnung, Liebe oder Klugheit. Zudem muss auf seine Anrufung hin ein Wunder geschehen sein. Der Religionsphilosoph gilt als Wegbereiter der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils. Er lehrte unter anderem in Berlin, Tübingen und München. Von 1939 bis 1945 konnte er allerdings auf Druck der Nazis nur als Privatgelehrter arbeiten.

Die Initiative für die Seligsprechung kam von der Erzdiözese München und Freising, vertreten durch Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx. Inhaltlich begleitet und organisiert wird das Verfahren von Pastoralreferent Johannes Modesto, der zum Postulator ernannt wurde. Danach wird sich die vatikanische Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsprozesse damit beschäftigen. Werden Guardini und Gerlich tatsächlich vom Papst seliggesprochen, können sie verehrt und um Fürbitte bei Gott gebeten werden. Allerdings ist dies laut Erzbistum nur in einem begrenzten Raum wie einer Diözese möglich. Die Verehrung in der gesamten Kirche ist dagegen nur Heiligen vorbehalten.

Zuletzt wurden in den 1980er Jahren drei Angehörige des Bistums seliggesprochen, darunter der Jesuit Pater Rupert Mayer, der vor allem wegen seines karitativen Wirkens und seines Widerstandes gegen den Nationalsozialismus verehrt wird.

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