Neubrandenburg:Prozess um Kindesmissbrauch in Neubrandenburg hat begonnen

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Eine Statue der Justitia hält eine Waage in ihrer Hand. (Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa/Symbolbild)

Am Landgericht Neubrandenburg hat am Donnerstag ein Prozess wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes begonnen, der im Zusammenhang mit dem...

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Neubrandenburg (dpa/mv) - Am Landgericht Neubrandenburg hat am Donnerstag ein Prozess wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes begonnen, der im Zusammenhang mit dem Missbrauchskomplex von Münster (Nordrhein-Westfalen) steht. Die Vorsitzende Richterin Daniela Lieschke schloss die Öffentlichkeit kurz nach Beginn wieder aus, noch bevor die Anklage verlesen wurde. Grund dafür sei, dass schutzwürdige Interessen des Angeklagten und des Opfers berührt würden. Zudem gehe es auch um eine Unterbringung des 35-jährigen Angeklagten aus Ueckermünde (Vorpommern-Greifswald) in einer psychiatrischen Einrichtung. Eine Gutachterin begleitet den Prozess. Das Urteil soll wieder öffentlich verkündet werden, sagte Lieschke. Das passiere frühestens Mitte Mai.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, einen neunjährigen Jungen zwischen Januar und Juli 2019 vier Mal auf schwere Art und Weise sexuell misshandelt zu haben. Die Taten, an denen auch der Stiefvater des Jungen beteiligt gewesen sein soll, hätten sich in der Region Ueckermünde ereignet. Die Männer hätten sich über das Internet kennengelernt, hieß es. Die Ermittler waren im Zuge der Untersuchungen zum Kindesmissbrauch im Tatkomplex Münster auf den Ueckermünder gestoßen. Er sitzt seit Herbst 2020 in Untersuchungshaft.

Mit dem Stiefvater, gegen den die Staatsanwaltschaft Münster gesondert ermittelt, soll der Angeklagte danach per Smartphone auch Bilder von dem Geschehen in Ueckermünde ausgetauscht haben. Ob sich der Ueckermünder, der in grünem Parka und Jogginghose vor Gericht erschien, zu den Vorwürfen äußert, wollten die Anwälte nicht sagen. Für diesen Prozess sind bis Anfang Juni Verhandlungen geplant. Er wird an diesem Freitag fortgesetzt.

Münster ist neben Lügde und Bergisch Gladbach einer von drei großen Tatkomplexen in Nordrhein-Westfalen, die seit dem Jahr 2019 aufgedeckt wurden. Es geht dabei um sexuelle Gewalt an einer Vielzahl von Kindern und um große Netzwerke mit zahlreichen Beteiligten und Opfern. Nach Angaben der Polizei gibt es im Komplex Münster 44 Tatverdächtige, von denen 29 in Untersuchungshaft sitzen. Die Ermittler gehen bislang von rund 30 missbrauchten Kindern aus. Zuletzt erhielten zwei mutmaßliche Komplizen des Stiefvaters im Februar in Münster wegen Kindesmissbrauchs Strafen von sieben Jahren und neun Monaten und etwas mehr als vier Jahren Haft.

© dpa-infocom, dpa:210407-99-117205/4

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