Spanien:Heute ist ihr großer Tag

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Die Prinzessin als Kadettin: Leonor bei ihrem Antritt an der Militärakademie in Saragossa im August. (Foto: Carlos Alvarez/Getty Images)

Seit diesem Dienstag ist die künftige Königin, Prinzessin Leonor von Borbón und Ortiz, volljährig. Zu ihren Geburtstagspflichten gehörte ein ganz besonderer Eid.

Von Patrick Illinger

Auch wenn das Kinn unter der Unterlippe von einem Lederriemen eingespannt ist, wirkt Leonor selbstbewusst und sympathisch. So sah man sie auf Bildern, nachdem sie im August dieses Jahres ihren Dienst als Kadettin an der Militärakademie von Saragossa begann. In einer altmodischen Militäruniform samt Goldkordeln und Käppi musste sie zum Fahneneid antreten.

Am Dienstag wurde Spaniens künftige Königin 18 Jahre alt. Es war zugleich der Tag, an dem sie, von der Öffentlichkeit gespannt erwartet, den bedeutendsten Akt ihres Prinzessinnendaseins absolvierte: den Eid auf die Verfassung. An jeder Laterne der Gran Vía, dem zentralen Boulevard, hing ihr Porträt.

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Der vor den demokratisch gewählten Abgeordneten und den Augen der Öffentlichkeit zu leistende Eid bedeutete das Versprechen Leonors, als künftige Staatschefin ihre verfassungsgemäßen Aufgaben zu erfüllen. Und es war das Bekenntnis zur konstitutionellen Monarchie. "An diesem so wichtigen Tag bitte ich Sie, dass Sie mir vertrauen, so wie ich mein ganzes Vertrauen in unsere Zukunft, in die Zukunft Spaniens lege", sagte sie - im Wissen, dass Affären um ihren Großvater, den früheren König Juan Carlos, und andere Mitglieder der Familie die Monarchie weiterhin belasten.

Manche nennen sie die Geheimnisvolle. Dabei haben ihre Eltern nichts anderes getan, als ihr Leben, soweit das überhaupt möglich ist, privat zu halten. Und das ist gelungen, zum Leidwesen der Boulevard-Presse, die mitunter beklagt, man wisse zu wenig über die künftige Monarchin. Leonor besuchte, ebenso wie ihre jüngere Schwester Sofía, das Colegio Santa María de los Rosales in Madrid. Im Sommer 2021 verließ sie ihr Zuhause im Zarzuela-Palast im Nordwesten Madrids, um in den mittelalterlichen Gemäuern eines Colleges in Wales das Abitur zu machen. Angeblich spielt sie gerne Cello und Volleyball. Auch an Sprachen soll sie sehr interessiert sein.

Auf Fotos wirkt sie souverän, keinesfalls anbiedernd, eher vielleicht ein bisschen schelmisch. Wenn sie auf Gleichaltrige trifft, taucht schon mal die Frage auf, wie man sie ansprechen solle. "Leonor ist gut", sagt sie dann. Auf die Litanei ihrer Titel, von Königliche Hoheit, Fürstin von Asturien und Girona, Herzogin von Montblanc bis Gräfin von Cervera, verzichtet Leonor von Borbón y Ortiz dann gerne. Wobei, der letzte Namensbestandteil, Ortiz, ist ihr wichtig. Es ist der Name ihrer bürgerlichen Mutter Letizia, auf dem sie, wenn es formal wird, dann doch besteht.

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Derzeit durchläuft die Prinzessin eine militärische Ausbildung

Mit neun Jahren trat sie erstmals bei der Parade am spanischen Nationalfeiertag auf. Ihr Vater, Felipe VI., hatte kurz zuvor den Großvater Juan Carlos I. als Staatsoberhaupt abgelöst, was Leonor zur Fürstin von Asturien machte. Hätte sie einen jüngeren Bruder, wäre dieser der designierte Kronprinz - diesen Anachronismus leistet sich das moderne Spanien.

Drei Jahre wird Leonor nun ihre militärische Ausbildung durchlaufen, sogar das Fliegen soll sie lernen. Um 6.30 Uhr wird aufgestanden, um 23 Uhr gehen die Lichter aus. Am Wochenende haben die Kadetten frei. Einige Medien meinten festzustellen, dass die künftige Monarchin gelöster wirke und mehr lächle, seit sie in der Militärakademie mit Gleichaltrigen im Gleichschritt marschiert und durch Schlamm robbt.

Als Vertreterin des Zentralstaats verweigern ihr Unabhängigkeitsbefürworter aus dem Baskenland und aus Katalonien die Gefolgschaft und blieben den Zeremonien am Dienstag fern. Gleiches gilt für einige Politikerinnen des linken Bündnisses Sumar, mit dem der amtierende Ministerpräsident Pedro Sánchez derzeit die künftige Regierungskoalition plant.

Fast zwei Drittel der Spanier sind einer Umfrage zufolge jedoch überzeugt, dass Leonor dereinst ein gutes Staatsoberhaupt sein - und Spaniens Monarchie retten wird.

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