SZ-Kolumne "Bester Dinge":Hundert Jahre Munterkeit

Lesezeit: 1 min

(Foto: Ettore Loi/AFP)

Im kleinen Dorf Perdasdefogu auf Sardinien sind dieses Jahr schon wieder fünf Menschen 100 Jahre alt geworden. Das hat natürlich Gründe.

Von Moritz Geier

Kürzlich war mal wieder eine große internationale Zeitung im kleinen Perdasdefogu, im bergigen Hinterland Sardiniens, der Guardian schickte eine Reporterin, um über die jüngsten Hundertjährigen zu berichten - also jene, die gerade erst 100 geworden sind. Fünf sind es dieses Jahr schon wieder gewesen. Die Gretchenfrage der Journalisten sind sie hier natürlich längst gewohnt. Was ist euer Geheimnis, Leute?

Das Magazin National Geographic hatte anhand von demografischen Daten schon vor einigen Jahren mal ein paar Weltregionen ausgemacht, in denen Menschen besonders lange leben, darunter neben Okinawa in Japan oder der Nicoya-Halbinsel in Costa Rica eben auch Sardinien. In Perdasdefogu ist die Quote an über Hundertjährigen, derzeit sind es acht bei einer Bevölkerung von 1740, deutlich höher als im Rest Italiens.

Das Geheimnis von Perdasdefogu ist, bei genauerem Blick, eigentlich kein Geheimnis, sondern eher die absolut vorbildliche, auf Sardinien gewissermaßen institutionalisierte Umsetzung aller Healthy-Living-Trallala-Ratgeber: Die Menschen im Ort sitzen halt gerne zusammen und reden, sie stressen sich nicht, essen Gemüse aus dem eigenen Garten und jagen manchmal mit 99 Jahren noch Wildschweine (Quelle: Guardian). Und dann wäre da noch dieses Schild an der Hauptstraße, "Lesen hält dich am Leben" steht darauf. Beim Lesen kann man ja indirekt auch jene Erfahrungen sammeln, die man nicht unbedingt selber machen sollte, wenn man besonders alt werden will. Neben dem Schild jedenfalls klebt an der Wand ein großes Foto von Einwohner Vittorio Palmas, der stolze 105 Jahre alt wurde. In der Hand hält er ein Buch von Gabriel García Márquez: "Hundert Jahre Einsamkeit".

Mehr gute Nachrichten lesen Sie hier

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ-Kolumne "Bester Dinge"
:Mit dem Taxi zur Goldmedaille

Olympiasieger Hansle Parchment hätte fast sein Finale verpasst. Wegen eines falschen Busses. Doch der Hürdenläufer hatte Hilfe.

Von Violetta Simon

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: