"Wenn du es eilig hast, mache einen Umweg." Das japanische Zitat, sehr beliebt bei Zeitmanagement-Coaches, bedeutet: Keine Hektik - in der Ruhe liegt die Kraft.
Während der Jamaikaner Hansle Parchment, Leichtathlet auf dem Weg zum olympischen Finale über 110 Meter Hürden, mit dem Bus durch Tokio fuhr, dürfte er noch ruhig gewesen sein. Fokus auf Atmung, Rhythmus, Tempo. Bisschen autogenes Training, für die innere Balance vielleicht. Und dann das: Als der 31-Jährige aus dem Bus steigt, wird ihm klar, dass er den falschen genommen hat.
Japanische Schriftzeichen im öffentlichen Nahverkehr - keine Frage. Da ist es schnell vorbei mit der inneren Balance, wenn man im Irgendwo vor einer Wettkampfstätte für Wassersport steht. Obwohl man Hürdenläufer ist.
Was nun? Sämtliche Olympia-Fahrzeuge waren ausgebucht, die Rückfahrt zum Hotel hätte zu lange gedauert, Laufen auch. Nicht der vielbeschworene Umweg hat Parchment gerettet, sondern eine freiwillige Helferin namens Tijana Stojković. "Sie gab mir tatsächlich etwas Geld, um eines der Taxis zu nehmen", zitiert die jamaikanische Zeitung The Jamaica Gleaner den Olympiasieger.
So kam Parchment nicht nur rechtzeitig zum Aufwärmen, er gewann sogar Gold. Aus Dankbarkeit machte der Jamaikaner die Helferin ausfindig, zeigte ihr die Goldmedaille, gab ihr das Geld zurück, schenkte ihr ein Trikot. Der Tourismusminister von Jamaika legte nach - und lud Tijana auf die Karibikinsel ein. So kam die junge Frau aus Serbien, auf Umwegen, zu einem Traumurlaub.
