SZ-Kolumne "Bester Dinge":Siegerstund' hat Gold im Mund

(Foto: AP Photo/Hassan Ammar)

Sportler beißen gerne auf Medaillen - bei den Olympischen Spielen ist das wieder zu beobachten. Doch warum? Ein Erklärungsversuch.

Von Martin Zips

Der menschliche Biss ist eine vielschichtige Angelegenheit. Gelegentlich beißt der Mensch ja auf Granit oder in saure Äpfel, meist kann er sich das gar nicht aussuchen. Anders verhält es sich mit dem Biss in Schnitzel, Ohrläppchen oder den eigenen Zeigefinger - hier wird meist bewusst zugeschnappt. Im internationalen Leistungssport konnten zuletzt Bisse in die Schulter (Antonio Rüdiger beißt Paul Pogba beim EM-Spiel Deutschland gegen Frankreich) sowie Bisse in verschiedene Gegenstände beobachtet werden (die tschechische Tennisspielerin Barbora Strýcová biss während der Australian Open 2019 ins Polyethylen-Netz, Rafael Nadal bei den French Open 2013 hingegen in den Henkel seines Pokals).

Ebenfalls erstaunlich wirkt der Biss von Sportlerinnen und Sportlern in die ihnen gerade verliehenen Goldmedaillen, wie er jetzt wieder bei den Olympischen Spielen in Japan beobachtet werden kann. Offenbar geht es den Ausgezeichneten - neben einer bewusst zur Schau gestellten Fröhlichkeit - hier auch um die Prüfung des ihnen vom IOC überreichten Materials. Das Ergebnis dürfte enttäuschend sein: Die letzte echt goldene, also im Biss erkennbar weiche olympische Medaille wurde im Jahr 1912 verliehen. Bei aktuell nur noch sechs Gramm Gold in einer 550 Gramm schweren "Gold-Medaille" jedoch dürfte eher der Zahn des Olympioniken nachgeben als das Metall. Andererseits: Es tut immer gut, mal kurz die Maske abzunehmen, um nach Luft zu schnappen. Ein Sportler beißt in diesem Moment halt gern auf Aurum. Allen anderen reicht notfalls auch ein Butterbrot.

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