Monarchie:Japans Kaiser Akihito darf in Ruhestand gehen

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Herr Akihito hat keine Lust mehr, Kaiser von Japan zu sein. Dank einem neuen Gesetz darf er nun abdanken. (Foto: AP)
  • Japans Kaiser Akihito darf von seinem Amt zurücktreten. Ein neues Gesetz erlaubt es dem 83-Jährigen, in Ruhestand zu gehen.
  • Es könnte sein, dass bald eine Frau das Amt übernimmt. Männliche Thronfolger gibt es nämlich nicht mehr viele.
  • Die konservative Regierung Japans steht der Neuerung skeptisch gegenüber.

Japans Kaiser Akihito darf in seinen ersehnten Ruhestand gehen. Nach dem Unterhaus stimmte auch das Oberhaus für ein Sondergesetz, das erstmals seit 200 Jahren einem Monarchen erlaubt abzudanken. Es gilt nur für den 83-jährigen Akihito, der nun drei Jahre Zeit hat, sich zurückzuziehen. Japanische Medien rechnen damit, dass der beliebte Repräsentant Ende 2018 den Thron räumen wird.

Kaiser Akihito sitzt seit fast drei Jahrzehnten auf dem Chrysanthemen-Thron. Im vergangenen Jahr hatte er Japan mit dem Wunsch in Aufruhr versetzt, die Krone an seinen ältesten Sohn, Kronprinz Naruhito, weiterzureichen. Er fühle sich wegen seines Alters und diverser Krankheiten nicht mehr in der Lage, seine Pflichten als "Symbol des Staates" mit ganzem Körper und ganzer Seele weiter zu erfüllen, hatte er damals in einer Fernsehansprache gesagt. Akihito wurde wegen Prostatakrebs behandelt und musste sich einer Herzoperation unterziehen.

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Von Benedikt Herber

Japan ist die älteste Erb-Monarchie der Welt. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Tenno, wie der Kaisertitel in Japan genannt wird, wie ein Halbgott verehrt. Seit Inkrafttreten der Nachkriegsverfassung hat er aber nur noch repräsentative Aufgaben und keinen Einfluss mehr auf die Politik.

Akihito, der 125. Tenno, ist in der Bevölkerung hoch angesehen. Er hatte 1989 nach dem Tod seines Vaters Hirohito den Chrysanthemen-Thron bestiegen. Seitdem setzte er sich immer wieder für vorsichtige Reformen der starren Regeln im Kaiserpalast ein. Gleichzeitig unterstützte er mit vollem Herzen die pazifistische Verfassung und lehnte den gewaltsamen Nationalismus des Landes während des Zweiten Weltkriegs ab. Vor ihm haben schon andere Kaiser abgedankt. Doch liegt der letzte Fall mehr als 200 Jahre zurück. Die jetzige Sonderregelung war ein Kompromiss mit den Gegnern dieser Möglichkeit.

Seitdem der Kaiser verkündete in den Ruhestand gehen zu wollen, wird an seinem Hof über die Nachfolge diskutiert. Es werden Stimmen laut, die sich eine Frau auf dem Thron wünschen - oder die zumindest für die Möglichkeit werben, das dies später mal möglich sein soll. Zwar gab es in der japanischen Geschichte auch Kaiserinnen, nach der aktuellen Gesetzeslage ist es allerdings nur Männern erlaubt, das Amt auszuüben. Nach Naruhitos jüngerem Bruder Akishino und dessen zehnjährigem Sohn Hisahito gibt es derzeit aber keinen weiteren männlichen Thronfolger mehr.

Außerdem verlieren weibliche Mitglieder der Kaiserfamilie ihren Status als Mitglieder des Hofs, wenn sie einen Bürgerlichen heiraten. Die Nachricht im Mai, dass sich Akihitos Enkelin Prinzessin Mako bald mit ihrer College-Liebe verloben werde, heizte die Debatte um die Thronfolge deshalb weiter an. Denn wie der Guardian schreibt, würde die kaiserliche Familie damit auf 18 Mitglieder schrumpfen - von denen 13 Frauen sind.

Das Parlament forderte inzwischen eine stärkere Rolle der weiblichen Mitglieder der Kaiserfamilie, und auch in der Bevölkerung ist die Idee populär. Traditionalisten, allen voran Ministerpräsident Shinzo Abe und seine konservativen Anhänger, lehnen eine weibliche Erbfolge aber vehement ab. Abe ist auch gegen die Abdankung des jetzigen Kaisers. Er fürchtet, ein Abdanken des Staatsoberhaupts könnte wie vor 200 Jahren wieder zur Regel werden und so das Land destabilisieren.

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