SZ-Kolumne "Mitten in ...":Aus der Bahn, Kartoffelschmarrn

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(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Was tun, wenn in der Hölle namens Indoor-Spielplatz eine Ego-Mutter den gesamten Betrieb blockiert? Genugtuung naht in Form eines entfesselten Gokarts. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Parsdorf

Böse Zungen behaupten, der Teufel habe die Hölle nach dem Vorbild eines Indoor-Spielplatzes gemacht. Es ist laut, es riecht nach Füßen. Immerhin, die Kinder haben Spaß. Bis sie merken, dass es in der Halle neben Klettergedöns auch eine Gokart-Bahn gibt, die extra kostet. "Okay, eine Fahrt!" Die Schlange ist lang, vier Gokarts, 40 Kinder. Das heißt, eigentlich nur drei Gokarts: Eines ist dauerbelegt. Ein Mädchen fährt, die Mutter steht auf der Bahn, ihr Telefon in der einen Hand, einen Beutel Münzen in der anderen. Stoppt das Kind, wirft die Mutter nach und telefoniert weiter. Die Warteschlange juckt sie nicht im Geringsten. Die Blicke der anderen Eltern ignoriert sie. Aber, da: Ein Junge verliert die Kontrolle über sein Kart, rollt in die Frau hinein und nimmt sie sanft auf die Hörner. Ein bisschen Gerechtigkeit in der Hölle. Michael König

Mitten in ... Nebel

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Das mittelalte Paar setzt sich auf eine wackelige Holzbank am Strand von Amrum, um dem Sohn beim Rutschen auf dem Spielplatz zuzusehen. Die Sonne kommt kurz raus, Momente, die an der Nordsee immer konsequent genutzt sein möchten, und so werden die Windjacken ausgezogen und auf die Bank geknüllt. Das schwarze Shirt des Mannes hat schon bessere Tage gesehen, spannt am Bauch und eigentlich überall. "RAMMSTEIN" steht in Versalien auf der Brust, etwas abgeschrammelt, aber das mag schon von Beginn an so designt gewesen sein. Rock-Schick. Die Frau: "Das könntest du jetzt auch mal entsorgen, das geht jetzt echt nicht mehr." Er guckt schuldbewusst. "Das hab ich ja extra mit in den Urlaub genommen, um es dann am Ende hier wegzuwerfen." Strenger Blick der Frau. Er: "Ich hab gedacht, ich mach's hier noch mal richtig dreckig." Hannah Wilhelm

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Cairns

Vor der Ladenpassage in der Lake Street ist der Teufel los. Nicht auf den Wegen entlang der Geschäfte, denn es ist schon fast sieben an diesem Dienstagabend in Nordost-Australien, Cairns dämmert der Nachtruhe entgegen. Nur aus dem Grün der Straßenbäume dringt gellendes Gekreische. Es ist, als demonstriere die Papageien-Gewerkschaft mit Wut und Megafonen für mehr Knabberstangen im öffentlichen Raum. Im dichten Laub sind viele rotbraune Hälse zu erkennen. Es handelt sich wohl um einen Schwarm von Regenbogenloris, Trichoglossus moluccanus. "Ich glaube, sie paaren sich", sagt ein fotografierender Passant. Laute von Lust und Liebe also? Gut möglich. Aber warum nutzen diese Loris für ihre intimsten Momente das beleuchtete Stadtzentrum mit Gaffern und Paparazzi? Warum suchen sie sich nicht Bäume mit mehr Privatsphäre? Komische Vögel. Thomas Hahn

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