SZ-Kolumne "Mitten in ...":Klotz im Entree

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(Illustration: Marc Herold) (Foto: /)

Der SZ-Korrespondent in Paris bekommt einen hässlichen neuen Stromzähler installiert. Wie kann man den bloß verstecken? Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Paris

Wie in vielen Wohnungen von Paris hängt auch bei uns der Stromzähler prominent im Eingang. Bis vor ein paar Tagen war das ein schwarzer Kasten mit Zahnrädchen, das sich lautlos drehte. Oder war da ein Summen? Die große Stromgesellschaft Frankreichs lässt die alten Kästen nun durch elektronische ersetzen. Liegt wohl daran, dass sich das Rädchen mit einem Draht ... nun ja. Eine Drittfirma hat viermal angerufen, sehr aufsässig, irgendwann gibt man auf. Nun war ein junger Tunesier da, er habe schon Tausende montiert. "Hässlich?", fragte er, lachte und war wieder weg. Da hängt der neue Kasten nun, so schrecklich grellgrün, dass er die Augen schmerzt. Nur die Korsen wollten das nicht hinnehmen, dort montieren sie beigefarbene. Wir haben Klebhaken dran geheftet, der Stromzähler ist jetzt Kleiderständer. Ganz verhängt, zur Errettung der Romantik. Oliver Meiler

(Illustration: Marc Herold) (Foto: /)

Mitten in ... Krailling

"Was ist eigentlich eine Demo?", will das Kind während des Familienfrühstücks bei Oma wissen. Der politisch informierte Erwachsene hätte da ein Grundsatzreferat parat, über die Demokratie in Gefahr, das Extremistentreffen in Potsdam und die Frage, wer in diesem Land leben darf und wer nicht. Aber stopp, das ist vielleicht ein bisschen arg viel für ein Erstklässler-Gehirn. Also erst mal die Basics: "Bei einer Demo versammeln sich ganz viele Leute auf der Straße, die Schilder dabeihaben. Da schreiben sie ihre Forderungen drauf." An weiteren Details ist das Kind nicht interessiert. Es zischt davon, ein paar Minuten herrscht verdächtige Ruhe. Dann taucht es wieder auf, mit einem Stück Pappe in der Hand. Nun, was soll man sagen: Es ist der braunen Masse nicht abgeneigt. Da steht mit Filzstift, in altersgemäßer Orthografie: "Mer Nuteler!" Nadeschda Scharfenberg

(Illustration: Marc Herold) (Foto: /)

Mitten in ... Berlin

S-Bahn-Ausfall, Demos in der Stadt, und der Zug fährt in 30 Minuten ab. Aber alles easy, die drei, vier Kilometer durch Mitte packt ja locker das Leih-Elektrorad. Schnell ist eins gefunden. Beim Versuch draufloszutreten, stellt man jedoch fest, dass die linke Pedale fehlt. Glatt abgebrochen. Na gut, selbst schuld, wer einen so elementaren Mangel vorher nicht bemerkt. Am nächsten Rad wird also sorgfältig geprüft, ob hinreichend Pedale vorhanden sind. Doch auch hier verlaufen die Tritte ins Leere: Die Teile drehen nur noch lose in ihrem Kasten. Ein dritter Anlauf scheitert ebenso, der Zug bleibt unerreicht. Ein Service-Mitarbeiter des Leihrad-Anbieters tröstet in der App: "Es tut mir so leid, dass Sie das durchmachen mussten." Dabei tut noch viel mehr leid, was E-Räder und ihre Pedale auf Berliner Straßen durchmachen müssen. Joshua Beer

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