SZ-Kolumne "Mitten in ...":Hey Siri, gibt es das Christkind wirklich?

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(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Der Neffe eines SZ-Redakteurs bekommt eine Smartwatch in die Finger und stellt eine Frage, die den Erwachsenen den Puls in die Höhe treibt. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Nußbach

Für meinen Neffen, ein neugieriges Kindergartenkind, dauert es viel zu lange, bis endlich Weihnachten ist. Wie gut, dass technische Spielereien Ablenkung versprechen, zum Beispiel die Smartwatch seines Vaters. Mein Neffe richtet eine Frage an die digitale Assistentin, und die hat es in sich: "Hey Siri, gibt es das Christkind wirklich?" Bange Momente bei den Erwachsenen, die um den Knirps herumstehen. Was wird die künstliche Intelligenz antworten? Wird sie ihm die Illusion rauben, den Zauber nehmen? Siri lässt sich jedoch nicht aus der Reserve locken. Offenbar wurde ihr beigebracht, wie heikel dieses Thema und wie eine kindgerechte Antwort zu formulieren ist. Also verkündet die Computerstimme: "Aber natürlich, wer bekommt denn sonst all die Wunschzettel zugeschickt?" Riesige Erleichterung, beim Kleinen wie bei den Großen. Martin Langeder

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Honiara

Fließendes Leitungswasser ist in der Hauptstadt der Salomonen keine Selbstverständlichkeit. Und bald war klar, dass auch die Unterkunft im Stadtteil Henderson damit ein Problem hat, vor allem in der Früh. Im Bad am Gang gab der Hahn oft nicht viel her - eines Morgens sogar gar nichts. Keinen Tropfen. Null. Ein traumatisches Erlebnis, das Folgen für das Waschverhalten haben musste. Durch geschicktes Nachtduschen schien sich zumindest die Ganzkörperpflege absichern zu lassen. Bis man eines Nachts eben doch halb eingeseift unter einem toten Duschkopf stand und sich fluchend den Schaum vom Wohlstandsbauch rubbelte. Beschwerden? Zwecklos! Also Mund halten und zurück ins Zimmer. Etwas später lief ratloses Personal über den Gang. Das Bad war überschwemmt. Merke: Wenn eine Dusche plötzlich ausfällt, muss man sie trotzdem abdrehen. Thomas Hahn

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Christiansfeld

Eigentlich ist man zum Heiraten ins dänische Christiansfeld gekommen, doch anstatt zur Tat zu schreiten, erteilt der nette Standesbeamte namens Finn erst mal eine Unterrichtseinheit in Stadtgeschichte. Das Brautpaar wolle ja sicher wissen, wo es die Ehe eingehe. Also: Christiansfeld sei 1773 mit Erlaubnis des dänischen Königs Christian VII. als Siedlung der aus Sachsen stammenden Herrnhuter Brüdergemeine gegründet und 2015 zum Unesco-Weltkulturerbe ernannt worden. Dann erst vermählt er uns, trägt ein Gedicht vor und überreicht einen weißen Weihnachtsstern mit 25 Zacken, dessen Design auf einen Mathelehrer der Herrnhuter zurückgehe. Es gebe das Modell im Shop auch noch in anderen Farben. Was soll man sagen: Einen Stern geschenkt bekommen, drei gekauft. In Christiansfeld wissen sie, wie erfolgreiches Stadtmarketing geht. Franziska Gerlach

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