Kriminalität - Rendsburg:Rendsburger Frauenleichen: Ermittlungsarbeit in der Kritik

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Polizisten durchsuchen eine Parzelle einer Kleingartenanlage. Foto: Axel Heimken/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Rendsburg (dpa/lno) - Nach den Rendsburger Frauenmorden hat das Landespolizeiamt Schleswig-Holstein eingeräumt, dass bei den bisherigen Ermittlungen Verdachtsmomenten nicht konsequent genug nachgegangen worden sei. Das werde nun intern aufgearbeitet, hieß es in einer Mitteilung am Freitagabend. Der 40 Jahre alte Beschuldigte war schon viel früher ins Visier der Ermittler geraten - doch eine auf dem Dachboden versteckte Leiche blieb zunächst unentdeckt.

Die Hintergründe des Falls: Der Rendsburger sitzt wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Die Polizei war im Zusammenhang mit dem Mord an einer Prostituierten auf die Spur des Mannes geraten. Später erhärtete sich der Verdacht, dass er auch für den gewaltsamen Tod einer 26-Jährigen verantwortlich war, die im August 2018 in Geesthacht als vermisst gemeldet worden war. Die stark verweste Leiche der Frau wurde im November 2020 auf dem Dachboden des Mehrfamilienhauses gefunden, in dem der Mann wohnte.

Das Landespolizeiamt erklärte nun zur Ermittlungsarbeit: "In der rückblickenden Betrachtung ist zu erkennen, dass bei verschiedenen Organisationseinheiten und zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Ermittlungen Bewertungen und Maßnahmen nicht in der Form erfolgt sind, wie dies in einem derartigen Sachverhalt zu erwarten wäre." Einzelne Maßnahmen seien teilweise mit zu geringer Intensität oder mit zeitlichem Verzug getroffen worden.

Wie die Polizei mitteilte, tauchte der Name des 40-Jährigen in dem Vermisstenfall bereits Anfang 2019 auf. Am 26. Februar gab es dann eine Durchsuchung der Wohnung des Mannes. Man ging davon aus, dort die Scheckkarte der Vermissten zu finden, weil der Verdacht bestand, er habe sie missbräuchlich benutzt. Es sei dabei aber lediglich um einen Betrugsvorwurf gegangen, erklärte eine Polizeisprecherin. Möglichen Verknüpfungen mit der Vermisstensache wurde laut Landespolizeiamt nicht ausreichend nachgegangen. Der Dachboden sei nicht durchsucht worden. Die Leiche wurde erst viel später gefunden.

Das Polizeiamt zog nun erste Konsequenzen: Alle ungeklärten Vermisstenfälle, bei denen ein Mensch schon länger als drei Monate verschwunden ist, werden noch einmal überprüft. Vorschriften und Standards in solchen Fällen sollen zudem unter die Lupe genommen werden. Nähere Angaben zu möglichen Versäumnissen der Ermittler wollte die Polizei am Freitagabend nicht machen. Die Untersuchungen dauerten noch an, hieß es.

© dpa-infocom, dpa:210129-99-228607/4

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