Koblenz:Ehepaar wegen illegalen Marktplatzes im Netz angeklagt

Lesezeit: 2 min

Eine Statue der Justitia mit einer Waage in ihrer Hand. (Foto: Arne Dedert/dpa/Symbolbild)

Nach der Schließung von einem der weltweit größten illegalen Marktplätze im Darknet im Januar 2021 ist ein australisches Ehepaar auf Europareise angeklagt...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Koblenz/Oldenburg (dpa) - Nach der Schließung von einem der weltweit größten illegalen Marktplätze im Darknet im Januar 2021 ist ein australisches Ehepaar auf Europareise angeklagt worden. Es habe die Plattform „DarkMarket“ mit rund einer halben Million Nutzern und mehr als 2400 Verkäufern betrieben, teilte die rheinland-pfälzische Landeszentralstelle Cybercrime der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz am Dienstag mit.

„Auf „DarkMarket“ wurde mit illegalen Drogen aller Art, Falschgeld, gestohlenen oder gefälschten Kreditkarten, Schadsoftware und vielen weiteren illegalen Waren gehandelt, hieß es weiter. Mindestens 320.000 Geschäfte für insgesamt mehr als 140 Millionen Euro mit erst vier und dann fünf Prozent Provision für das Ehepaar seien abgewickelt worden. Gezahlt worden sei teils mit Kryptowährungen wie Bitcoin. Die Ermittlungen führte die Zentrale Kriminalinspektion Oldenburg.

Der 34-jährige Australier war laut Mitteilung Administrator des Marktplatzes, der die Verkäufer freigeschaltet sowie mehrere vorerst noch nicht identifizierte Mittäter überwacht und bezahlt habe. Seine 32-jährige Ehefrau sei für das Design von „DarkMarket“ und die Schlichtung von Streit zwischen Verkäufern und Kunden zuständig gewesen. Beide haben ihren Wohnsitz laut Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer noch in Australien, seien aber mit einem schulpflichtigen Kind „auf einer langfristigen Rundreise durch Europa“ gewesen.

Die auf Drogengeschäfte beschränkte Anklageschrift legt den beiden Angeschuldigten zur Last, vom Juli 2019 bis Januar 2021 insgesamt 1499 Verkäufer auf dem Marktplatz freigeschaltet und so zu 172 562 Drogengeschäften Beihilfe geleistet zu haben. Zudem sollen sie aus Dänemark 1023 Tabletten des Opioids Oxycodon eingeführt und „hierbei zugriffsbereit ein Butterfly-Messer mit sich geführt“ haben.

Der illegale Marktplatz soll laut Brauer im Juni 2019 im sogenannten Cyberbunker in Traben-Trarbach an der Mosel gestartet worden sein. In dem alten Bunker soll eine Bande schon vorher jahrelang ein illegales Rechenzentrum für kriminelle Geschäfte im Darknet betrieben haben. Im September 2019 hoben Hunderte Polizisten den unterirdischen Cyberbunker aus. Schon seit längerem läuft in Trier ein Prozess gegen acht mutmaßliche Betreiber. Im Fall von „DarkMarket“ beschlagnahmten Ermittler schließlich mehr als 20 Server in Moldawien und in der Ukraine. Laut Brauer sollen die Daten von „DarkMarket“ nach der Abschaltung des Cyberbunkers dorthin verlagert worden sein.

Die beiden Angeschuldigten wurden nach den Angaben nacheinander an zwei Tagen im Januar 2021 nach ihrer Einreise aus Dänemark festgenommen und sitzen in Rheinland-Pfalz in Untersuchungshaft. Sie schwiegen vorerst zu den Vorwürfen. Die Anklage ist beim Landgericht Trier erhoben worden, weil in dessen Bezirk in einem Eifeldorf einer der maßgeblichen Verkäufer von „DarkMarket“ gewohnt haben soll. Auch er sitzt nach Brauers Worten in Rheinland-Pfalz in Untersuchungshaft.

© dpa-infocom, dpa:210629-99-189050/2

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: