Kriminalität - Göttingen:Betrüger plündern Privatkonten beim Tele- und Online-Banking

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Göttingen (dpa/lni) - Um ihr Tonstudio zu finanzieren, sollen zwei Männer aus Langenhagen bei Hannover zusammen mit Komplizen die Konten von Bankkunden leer geräumt haben. Die Bande, die mit Hilfe gefälschter Ausweise und illegal erlangter Konto-Zugangsdaten agierte, habe nach den bisherigen Ermittlungen fast 400 000 Euro erbeutet, berichtete die Staatsanwaltschaft Göttingen am Freitag.

Der 30-jährige Student aus Langenhagen und der 28 Jahre alte Auszubildende einer Bank sowie ein dritter Verdächtiger (29), der in Goslar festgenommen wurde, sitzen in Untersuchungshaft. Zwei weitere mutmaßliche Bandenmitglieder befinden sich wieder auf freiem Fuß. Nach einem sechsten Verdächtigen wird noch gefahndet.

Das erbeutete Geld wurde nach Erkenntnissen der Ermittler verschleiert nach Litauen, Estland, Großbritannien und in die USA transferiert. Die Zugangsdaten zu den Bankkonten soll ein Mann aus Achim beschafft haben, der beruflich Zugang zu den sensiblen Informationen gehabt habe.

Nach monatelangen Ermittlungen hatte die Staatsanwaltschaft Göttingen, bei der die Zentralstelle Cyberkriminalität angesiedelt ist, in Zusammenarbeit mit Internet-Fahndern der Polizei Braunschweig am Mittwoch sechs Objekte durchsuchen lassen. An der Aktion in Langenhagen, Seelze, Goslar, Achim und Hamburg waren mehr als 100 Einsatzkräfte beteiligt.

Es seien 100 000 Euro Bargeld sowie zahlreiche Computer, Laptops, Handys und Speichermedien als Beweismittel sichergestellt worden, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Ehsan Kangarani. Außerdem pfändeten die Ermittler zahlreiche Konten der Beschuldigten und eine Wohnimmobilie in Goslar. Rund 180 000 Euro hatten die Fahnder bereits während der Ermittlungen sicherstellen können.

Auf die Spur der Bande waren die Cyber-Fahnder gekommen, als im vergangenen Jahr eine Bank Strafanzeige gestellt hatte. Dort war aufgefallen, dass vom Konto einer Privatperson 120 000 Euro verschwunden waren.

Ein Verdächtiger aus dem Raum Goslar sei daraufhin im April dieses Jahres nach einer längeren Flucht in Polen festgenommen worden, sagte Kangarani. Nachdem der 24-Jährige, bei des sich "um ein kleines Licht" handele, ein Geständnis abgelegt hatte, habe die Polizei dann monatelang zahlreiche Telefone und DSL-Anschlüsse weiterer Verdächtiger überwacht. Am Mittwoch schlugen die Fahnder dann zu.

Die beiden Hauptverdächtigen hätten bisher zu den Vorwürfen geschwiegen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es gebe aber Hinweise darauf, dass die Bande mehr Konten geplündert haben könnte, als bisher bekannt sei. Die Auswertung der sichergestellten Beweismittel werde noch längere Zeit dauern.

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