Berlin/Köln (dpa) - Der Sprecher des Opfervereins „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, hat den Kölner Erzbischof im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zum Rücktritt aufgefordert. „Er müsste den Mut haben und zurücktreten“, sagte Katsch am Freitagabend in einem Interview der Deutschen Welle. Im Umgang sowohl mit den Betroffenen, wie der Öffentlichkeit, wie mit dem konkreten Fall, der ihm vorgeworfen werde, sei Kardinal Rainer Maria Woelki derart beschädigt, dass er sein Amt eigentlich nicht mehr ausüben könne.
Kardinal Rainer Maria Woelki hatte am Donnerstagabend im Anschluss an seine Predigt im Kölner Dom um Verzeihung gebeten. „Was die von sexueller Gewalt Betroffenen und Sie in den letzten Tagen und Wochen vor Weihnachten im Zusammenhang mit dem Umgang des Gutachtens zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in unserem Erzbistum, was Sie an der Kritik darüber und insbesondere auch an der Kritik an meiner Person ertragen mussten - für all' das bitte ich Sie um Verzeihung.“
„Es tut ihm nicht leid, was er falsch gemacht hat, sondern dass er dafür kritisiert wird“, erklärte Katsch zur Entschuldigung Woelkis in der Christmette. Der Erzbischof versuche eigentlich, die Gläubigen in Mithaftung zu nehmen und appelliere an den Herdeninstinkt. Es würden aber weder die Kirche noch die Gläubigen angegriffen. „Es geht um sein Fehlverhalten“, betont er. „Und ich find das wirklich perfide wie er sich hier hinter den Betroffenen verschanzt und jetzt auch noch versucht, hinter den Gläubigen seines Bistums zu verschanzen.“
Der Kölner Erzbischof steht in der Kritik, weil er ein von ihm in Auftrag gegebenes Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum Köln wegen „methodischer Mängel“ unter Verschluss hält. Er gab stattdessen ein neues Gutachten in Auftrag, das im März veröffentlicht werden soll. Außerdem waren Vertuschungsvorwürfe laut geworden, nachdem bekannt wurde, dass Woelki den Vorwurf des Kindesmissbrauchs gegen einen Priester seinerzeit nicht nach Rom weitergegeben hatte.
Woelki bat in seinem persönlichen Wort in der Christmette am Donnerstagabend nun um Geduld bis März. Er erbat sich auch Vertrauen. Sein vor zwei Jahren gegebenes Versprechen, „ungeschönt und ohne falsche Rücksichten“ aufzuklären und Verantwortliche zu benennen, gelte noch immer. „Ich stehe weiterhin zu diesem Wort, auch wenn dies öffentlich gerade anders gesehen und angezweifelt wird.“ Er bat auch Priester und alle in der Gemeinde Engagierten um Entschuldigung, dass sie ebenfalls von der Kritik getroffen würden, obwohl sich diese an das Erzbistum richteten - und vor allem an ihn selbst persönlich.