Ein wegen seiner stets klugen Stellungnahmen hier häufig und zu Recht gepriesener Sänger einer ehemals erfolgreichen ostdeutschen Teenie-Band diktierte kürzlich einem Reporter der Deutschen Presse-Agentur folgenden Satz in den Block: "Ich habe viele Laster. Aber ich denke immer, das ist okay." Sofort musste man da an die Zeit zurückdenken, in der man selber noch in einer Teenie-Band sang, wenn auch in einer westdeutschen. Wie man auf der Bühne betrunken Gitarren zerdepperte und sich anschließend mit Groupies traf. Sieben Todsünden kennt die Kirche: Hochmut, Neid, Zorn, Traurigkeit, Geiz, Völlerei und Wollust. Vor allem letztere setzte einem in diesen Tagen wirklich derart zu, dass man sich sicherheitshalber zumindest einmal im Jahr in einen muffigen Holzschrank begab, um sich dort von einem Pfarrer von allen Sünden freisprechen zu lassen.
Auf einer Tagung im Vatikan haben nun Kirchenmänner aus aller Welt darüber beraten, wie man die zuletzt etwas aus der Mode gekommene Beichte wieder attraktiver machen kann. Also auch für so Typen interessant, die ihre Laster (siehe oben) grundsätzlich in Ordnung finden. So riet der Theologe Fabio Rosini bei dem Treffen, "Freude, Versöhnung und das Gute" zum zentralen Thema eines Beichtgesprächs zu machen. Wird man in den Kirchen also künftig lustig blinkende Lichterketten an den Beichtstühlen hängen sehen? Werden Bonbons ausliegen und Kaffee gereicht? Eigentlich wäre das ja gar keine schlechte Idee, denn die Hauptsache sollte doch sein, dass der Mensch sich und seine ihm vom lieben Gott mitgegebenen Laster eher "okay" findet. Zumindest die nicht ganz so schlimmen.
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