Kirche - Magdeburg:Kommission des Bistums Magdeburg noch ohne Betroffene

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Magdeburg (dpa/sa) - Das Bistum Magdeburg hat für seine Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs bislang vergeblich Vertreter der Betroffenen gesucht. Trotz Ausschreibungen und intensiver Suche auch über eine unabhängige Findungskommission seien keine Betroffenen aus dem katholischen Umfeld gefunden worden, die mitarbeiten, sagte Bischof Gerhard Feige am Mittwoch in Magdeburg.

Aus einem Betroffenen-Beirat sollten eigentlich zwei Betroffene in die Aufarbeitungskommission entsendet werden. Das Erfahrungswissen der Betroffenen solle in die Aufarbeitung einbezogen werden, sagte der Leiter der auf drei Jahren berufenen Kommission, Wolfgang Stein.

Bischof Feige betonte: "Es ist mir als Bischof und meinen verantwortlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aber bitterernst, dass auf diese Weise der sexuelle Missbrauch an Minderjährigen und anderen Schutzbefohlenen im Bereich unseres Bistums aufgearbeitet wird und wir die notwendigen Konsequenzen daraus ziehen."

Feige wies darauf hin, dass das Bistum schon seit zwei Jahrzehnten an der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen arbeite. Neben der Aufarbeitungskommission werde es auch weiterhin die 2002 eingerichtete "Kommission zur Prüfung von Vorwürfen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche und andere kirchliche Mitarbeiter des Bistums Magdeburg" geben. Diese werde sich weiter um alle aufkommenden Vorwürfe kümmern und auch an die Ermittlungsbehörden weiterleiten. Die neue Aufarbeitungskommission soll das System als Ganzes im Blick haben.

Für eine im Herbst 2018 veröffentlichte Studie der katholischen Kirche hatte das Bistum Magdeburg alle 677 Personalakten von 1946 bis 2014 auf Hinweise durchgearbeitet. Dabei hatten sich bei acht Priestern Missbrauchsfälle ergeben, fünf waren bereits gestorben. Bei den drei anderen wurden laut dem Bistum neben strafrechtlichen Verfahren und Verurteilungen auch kirchenrechtliche Schritte eingeleitet. Die Straftaten seien zwischen 1953 und 1991 geschehen.

Nach der Veröffentlichung der Studie seien fünf neue Priester als Täter bekannt geworden. Insgesamt gebe es im Bistum Magdeburg, das sich über Sachsen-Anhalt sowie Teile Sachsens und Brandenburgs erstreckt, 23 Betroffene, die bekannt seien. Hinzu kämen zehn Täter, die Laien seien und in verschiedenen Einrichtungen gearbeitet hätten. In diesem Zusammenhang seien elf Betroffene ausgemacht worden. Zwischen 2005 und 2017 hatte es im Bistum zudem drei Beschuldigte gegeben, die wegen Kinderpornografie verurteilt wurden.

© dpa-infocom, dpa:220202-99-948231/3

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