Kirche - Hannover:Bischof bittet um Entschuldigung für Missbrauchsfälle

Deutschland
Ralf Meister, Landesbischof in Niedersachsen, hält den Gottesdienst am Reformationstag in der Marktkirche. Foto: Peter Steffen/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hannover (dpa/lni) - Hannovers Landesbischof Ralf Meister hat für zumeist Jahrzehnte zurückliegende sexuelle Missbrauchsfälle in der größten evangelischen Landeskirche um Entschuldigung gebeten. "Die tiefen Verletzungen der Betroffenen sind nicht aufzuwiegen, nicht mit Entschädigungszahlungen, nicht mit Zuhören und nicht mit Beratung", sagte Meister am Donnerstag vor der Synode der Landeskirche. Diese Schuld sei nicht zu begleichen und auch nicht zu entschuldigen.

"Dennoch will ich Folgendes sagen: Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers, deren Landesbischof ich bin, hat in der Vergangenheit sexuellen Missbrauch geduldet und so in der Heimerziehung versagt." Sie habe schwere Schuld auf sich geladen. Als leitender Geistlicher übernehme er die Verantwortung für das Unrecht, das unzählige Kinder und Jugendliche in der Vergangenheit durch Mitarbeitende der Kirche erlitten haben, so Meister. "Und ich bitte um Entschuldigung für die Verletzungen, die wir Ihnen als Institution Kirche zugefügt haben. Unsere Kirche hat hier große Fehler gemacht."

Die betroffenen damals zumeist in kirchlichen Heimen untergebrachten Kinder hätten nicht den für sie angemessenen und nötigen Schutz bekommen, sagte der Bischof. "Ihr Leid und das Leid vieler anderer Betroffener mahnt uns, als Kirche und Diakonie für mehr Sicherheit und mehr Schutz von sexueller Selbstbestimmung einzutreten." Die Kirche sei in der Verantwortung, Menschen vor sexualisierter Gewalt zu schützen und ihre Würde zu bewahren. "Ich möchte diese Sätze allen sagen, denen diese Gewalt, Erniedrigung, Verwundung an Leib und Seele durch die Kirche angetan worden ist."

Im Zuge der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt wurden in der hannoverschen Landeskirche in den letzten Jahren mehrere Dutzend oft lang zurückliegende Missbrauchsfälle bekannt. Insgesamt geht es um rund 120 Fälle sexualisierter Gewalt seit 1945. Über 80 Prozent davon sind Fälle in den Einrichtungen der Diakonie.

© dpa-infocom, dpa:210603-99-847554/2

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