Kirche - Erfurt:Corona-Krise: Ex-Ministerpräsidentin attackiert Kirchen

Corona
Thüringens ehemalige Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) in Erfurt. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Erfurt/Berlin (dpa/th) - Thüringens Ex-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) hat die Kirchen für ihr Verhalten in der Corona-Krise heftig kritisiert. "Die Kirche hat in dieser Zeit Hunderttausende Menschen allein gelassen. Kranke, Einsame, Alte, Sterbende", sagte die CDU-Politikerin der "Welt" (Dienstag). Auch das Schließen der Gotteshäuser wäre nicht zwingend erforderlich gewesen, sagte Lieberknecht, die selbst Theologin ist.

"Da wurde kein letzter Psalm gebetet, es gab keinen Trost, keine Aussegnung am Sterbebett. Trauerfeiern waren nur im kleinsten Kreis erlaubt. Dabei hätte es nach dem Infektionsschutzgesetz auch ein Recht für Geistliche auf die Begleitung von Sterbenden gegeben", bemängelte die CDU-Politikerin. Seelsorgerischer Beistand wäre ihrer Ansicht nach durchaus möglich gewesen: "Ein seelsorgerliches Gespräch kann auch mit Abstandsregelung stattfinden. Aber dazu kam es oft gar nicht". Zudem hätten Corona-Tests von Seelsorgern die Ansteckungsgefahr minimieren können.

Lieberknecht begrüßte dagegen, dass ihr Amtsnachfolger Bodo Ramelow (Linke) zugegeben habe, an der Beerdigung einer Nachbarin teilgenommen zu haben - obwohl er damit gegen Anti-Corona-Regeln verstieß. "Das hat Ramelow richtig gemacht. Er hat damit einem unhaltbaren Zustand ein Gesicht gegeben", sagte Lieberknecht auf Anfrage.

Die Protestantin war seit 1990 unter anderem Ministerin und Landtagspräsidentin und von 2009 bis 2014 Ministerpräsidentin in Thüringen. Lieberknecht ist selbst Pastorin.

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