Zu Unrecht vergessen ist die einst beliebte TV-Show "Ehe-Ring frei!", welche neben der ebenfalls herausragenden DDR-Quiz-Sendung "Gehupft wie gesprungen" in den Fünfzigern einen Höhepunkt des ostdeutschen Unterhaltungsfernsehens darstellte. Während bei "Gehupft wie gesprungen" Fragen rund um das Thema Partnerschaft beantwortet werden mussten, traten bei "Ehe-Ring frei!" mehrere unverheiratete Paare im "vorehelichen Examen" gegeneinander an. Wer sich als Duo bewährte, bekam eine Schrankwand geschenkt.
Leider ist nicht bekannt, was später mit den Schrankwänden geschah. Vielleicht wurden sie ja schon bald nach der Hochzeit mit dem Beil zerhackt, auseinandergesägt, angezündet oder im Rahmen eines außerehelichen Examens in die Luft gesprengt. Ist aber gehupft wie gesprungen. Jeder weiß: Nichts ist ewig, noch nicht mal eine Wohnzimmereinrichtung. Und selbst einst in inniger Zuneigung ausgetauschte Eheringe, nicht wahr, lassen sich jederzeit wieder einschmelzen.
Umso mehr rührt einen die Geschichte mit FC-Liverpool-Trainer Jürgen Klopp, 56, der am Montagabend wegen des Verlustes seines Eheringes fast verzweifelt wäre. Klopp, seit 19 Jahren mit einer Kinderbuchautorin glücklich verheiratet, hatte zu übertrieben gejubelt, aus Freude über den Sieg gegen Newcastle United. Als ihm der Ring vom dafür vorgesehenen Finger gerutscht war, stoppte er sofort alle weiteren euphorischen Gesten und dankte dem Kameramann, der ihn schließlich wieder entdeckte.
Ja, das rührt einen halt schon, wenn man spürt, welche Kraft selbst nach Jahren noch von so einem kleinen Gegenstand ausgeht. Klopp ging es ja nie um Protzerei, wie etwa im Fall Donald Trump, welcher seiner Frau Melania zur Hochzeit einen Ring im Wert von 1,5 Millionen US-Dollar ansteckte (laut Melanias Biograf war der Ring sogar das Doppelte wert). Im Fall des Liverpooler Trainers geht es auch nicht um irgendeine Mode wie bei diesem läppischen Ring-Tattoo an der Hand des Sängers Tommy Lee. Es geht auch nicht um Wissenschaft wie bei Wilhelm Röntgen, der die Hand seiner Frau so lange mit X-Strahlen traktierte bis er sich freuen konnte, auf einer Aufnahme nicht nur ihre Knochen, sondern auch ihren Ehering zweifelsfrei identifizieren zu können. Bei Jürgen Klopp geht es um: ein Zeichen wahrer Liebe. Also eher so wie bei Herzogin Agnes von Waiblingen (1072-1143), die aus purer Freude über einen wiedergefundenen Ehering Schwäbisch Gmünd eine Kirche schenkte.
Der Schwabe Klopp entschuldigte sich später für seinen Fuchtel-Fauxpas mit dem Hinweis, er kenne nicht immer die aktuelle Dicke seiner Finger. Ein Problem, welches im Jahr 1810 am Wiener Hof wie folgt gelöst wurde: Da man den Umfang von Napoleons Ringfinger auch nicht kannte, als man die Hochzeitszeremonie mit Erzherzogin Marie-Louise plante, hielt man für ihn gleich zwölf Ringe unterschiedlicher Größe bereit. Einer davon passte.
Der Kameramann jedenfalls, welcher Klopps Ehering am Rasen fand, sollte zum Dank mindestens eine ostdeutsche Schrankwand geschenkt bekommen. Und zwar am besten eine für sich ganz allein. Denn: Man weiß ja nie.