Tiere am Arbeitsplatz:Hund und Mandat vereinbaren

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Wieviel Sinn steckt in der nächsten Mail? (Foto: imago classic/imago images/Shotshop)

Im Bundestag setzt sich ein neu gegründeter Parlamentskreis für den Bürohund ein. Es zeigt sich: Bei der Liebe zu Labrador, Dackel und Co. spielen Fraktionsgrenzen keine Rolle.

Von Boris Herrmann, Berlin

Der Hund führt im parlamentarischen Betrieb bislang ein Schattendasein. Es wurden schon Fledermäuse im Kieler Landtag gesichtet, aber Hunde im Reichstagsgebäude? Die Bundestagsverwaltung antwortet auf diese Anfrage mit einem Link zur Hausordnung. Dort heißt es, das Mitbringen von Tieren sei nicht gestattet, Ausnahmen gelten für Blindenführhunde sowie Diensthunde im Auftrag der Bundestagspolizei.

Offenbar ist die Liebe zum Haus- und Arbeitsplatztier unter deutschen Politikern aber überdurchschnittlich ausgeprägt, was praktische Fragen zur Vereinbarkeit von Hund und Mandat aufwirft. Eine Gruppe von Abgeordneten nahezu aller Fraktionen setzt sich dafür ein, die Zugangsbedingungen für Bürohunde im Bundestag zu erleichtern. Unter anderem zu diesem Zweck wurde gerade erst der "Parlamentskreis Hund" gegründet - und ist direkt einer der größten Parlamentskreise überhaupt.

Von rund 80 Mitgliedern ist die Rede, darunter sind die beiden stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Andrea Lindholz (CSU) und Susanne Ferschl (Linke) oder auch Joe Weingarten von der SPD und Ophelia Nick von den Grünen. "Der Hund scheint ein fraktionsübergreifender Konsens zu sein", sagt die CDU-Politikerin Mareike Wulf, "es herrscht große Begeisterung, zusammen für das Ziel des Bürohundes im Bundestag zu kämpfen."

Über den besten Weg zum Ziel wird noch diskutiert

Was die Formen des Kampfes betrifft, hat die Debatte allerdings erst begonnen. Einige Abgeordnete würden gerne den Internationalen Tag des Bürohundes am 23. Juni nutzen, um ihre Hunde in den Bundestag mitzubringen. Der Tag fällt praktischerweise in eine Sitzungswoche. Wulf, die einen silbergrauen Labrador besitzt, sagt: "Es geht nicht darum, dass die Bürohunde den Bundestag stürmen. Sondern darum, mit der Verwaltung ins Gespräch zu kommen, um sie für das Thema Hund zu sensibilisieren."

Der Dackelhalter Jens Beeck (FDP) hält derartige Sensibilisierungsmaßnahmen indes für verfrüht. Er plädiert dafür, es zunächst mit einer Hunde-Fotoaktion vor dem Reichstagsgebäude zu versuchen und sich weitere Aktionen für den Bürohundetag 2024 vorzubehalten. Beeck hat als Vorsitzender des Parlamentskreises hier eine gewisse Richtlinienkompetenz. Ihm ist natürlich bewusst, dass bei mehr als 700 Abgeordneten nicht jeder zwei Hunde mitbringen kann. Das sei, wie die Bundestagsverwaltung sicher gerne hören wird, auch gar nicht das Ziel. "Es geht eher um Work-Life-Balance. Bürohunde könnten auch im Bundestag zur Stressreduzierung beitragen", sagt Beeck.

Es gab in der Geschichte des deutschen Parlamentarismus schon einige Versuche, den Stress im rechtlichen Graubereich zu reduzieren. So soll der frühere SPD-Abgeordnete Friedhelm Julius Beucher seinen Rauhaardackel Willi stets über das Fenster seiner Kollegin Ute Vogt ins Bonner Abgeordnetenbüro eingeschleust haben. "Bei Willi haben wir das übers Fenster regeln können, aber das geht halt nur bei der Dackelgröße", gestand Vogt einmal der FAZ.

Beeck und seine Mitstreiter wollen nun den Hund ganz legal "in die Mitte des Parlaments bringen". Aber da ist noch viel Lobbyarbeit nötig. Die Bundestagsverwaltung teilt mit, eine Überarbeitung der Hausordnung sei "derzeit nicht in Planung".

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