Italien:"Harry Potter"-Verlegerin im Urlaub verunglückt

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Adrienne Vaughan, Chefin des Bloomsbury-Verlags, der die "Harry Potter"-Romane herausgibt. (Foto: Bloomsbury Publishing/AP)

Tragödie vor der Amalfi-Küste: Im Italien-Urlaub mit der Familie wurde Adrienne Vaughan bei einem Schiffsunglück über Bord geschleudert und tödlich verletzt.

Von Marc Beise, Rom

Es war ein Urlaub, wie ihn sich viele wünschen. Adrienne Vaughan, 45, bekannt als amerikanische "Harry Potter"-Verlegerin, war mit ihrem Mann Mike White und den Kindern Leanna, 12, und Mason, 8, aus den Vereinigten Staaten nach Italien gekommen, um Kultur und Meer zu erleben. Die klassische Tour: erst Rom, dann an die Küste. Am 2. August, vor drei Tagen, stellte Mike ein Foto der vier ins Netz: eine offensichtlich sehr glückliche und sympathische Familie vor dem Trevi-Brunnen in der italienischen Hauptstadt.

Anschließend ging es vier Stunden weiter an die Amalfi-Küste südlich von Neapel. Dort beschloss die Familie, einen Ausflug auf das Meer zu machen, die Szenerie ist spektakulär. Am Donnerstag mietete sie eine Yacht, nicht groß, etwa neun Meter lang. Um das Ende vorwegzunehmen: Der Skipper der Gozzo verlor während des Ausflugs offenbar die Kontrolle über sein Boot und kollidierte hart mit dem 45-Meter-Partyschiff Tortuga, an dessen Bord gerade eine Hochzeitsfeier mit 85 Gästen stattfand. Von diesen gibt bedrückende private Videos zum Ablauf des Unglücks.

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Durch den unvermittelten Zusammenstoß wurde Adrienne Vaughan, die auf dem Sonnendeck am Bug lag, über Bord ins Wasser geschleudert. Medienberichten zufolge geriet die 45-Jährige zwischen die beiden Rümpfe und die sich bewegenden Propeller der beiden Schiffe. Auch die beiden Kinder fielen ins Wasser und erlebten das Drama aus nächster Nähe. Die Schwerverletzte wurde von der Küstenwache geborgen und an Land gebracht. Die Ärzte versuchten vor Ort, sie zu retten, aber als der Rettungshubschrauber kam, war Vaughan bereits tot.

Ehemann Mike erlitt eine Prellung an der Schulter und einige Wunden, die Kinder blieben äußerlich unverletzt. Der Kapitän des Motorbootes hatte eine Verletzung am Arm. Der 30-Jährige musste sich einem Bluttest unterziehen, er hatte Alkohol und Kokain im Blut.

Vaughan war seit 2021 Präsidentin von Bloomsbury Publishing USA, der US-Niederlassung des britischen Verlags, der die weltberühmte "Harry Potter"-Saga veröffentlicht hat. Weltweit wurden bisher mehr als 500 Millionen Exemplare verkauft, in 80 Sprachen. Obwohl die sieben Bände der Serie mittlerweile bis zu 25 Jahre alt sind, stehen sie noch immer auf den Bestsellerlisten, drei davon in Italien derzeit auf ersten zehn Plätzen. Die Verfilmungen laufen immer noch in Kinos und täglich auf Millionen Laptops von Menschen aller Altersgruppen. Bloomsbury hat auch andere berühmte Autoren unter Vertrag, beispielsweise den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama.

Die Verlegerin hatte an der New York University Finanzen studiert und sich an der öffentlichen Universität William & Mary in Williamsburg, Virginia, auf Marketing spezialisiert. Dort lernte sie ihren späteren Mann Mike kennen, mit dem sie in Glen Rock, New Jersey, lebte. Die Familie liebte es zu reisen, unter anderem in die amerikanischen Nationalparks, nach London oder Paris - 2023 sollte das "italienische Jahr" werden, berichtet die Zeitung Corriere della Sera. Ein Urlaub, wie sie ihn mochten: Meer und Kultur. Nur dass die Reise dieses Mal in einer Tragödie endete.

An der Amalfi-Küste wird unterdessen darüber diskutiert, ob dort mittlerweile zu viele Schiffe auf zu engem Raum unterwegs sind. Die Behörden betonen, dass alle Sicherheitsstandards eingehalten werden. Kritiker fordern eine Überarbeitung der Regeln im Interesse von Tourismus, Sicherheit und Umweltschutz.

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