Waldbrände in Griechenland:Schon wieder Apokalypse

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Das Feuer verbrennt ein Haus in der Nähe der Stadt Alexandroupoli in der nordöstlichen Region Evros. (Foto: Achilleas Chiras/dpa)

Nur wenige Wochen nach den Großbränden auf Rhodos hat es Griechenland wieder mit Feuern zu tun, vor allem nahe der türkischen Grenze. Dort fand die Feuerwehr 18 Leichen. Es sind vermutlich Migranten.

Von Raphael Geiger, Athen

Die Toten waren nicht vermisst worden. So erklärte der Sprecher der griechischen Feuerwehr am Dienstag seine Vermutung, es könnte sich bei ihnen um Menschen gehandelt haben, "die illegal über die Grenze kamen". In anderen Worten: wahrscheinlich Migranten.

18 Leichen fand die Feuerwehr in einem abgebrannten Wald im Nordosten von Griechenland, nahe der türkischen Grenze. In einer Gegend also, die auf der Route vieler liegt, die von der Türkei nach Europa gelangen wollen. In der Nähe einer Hütte hätten seine Kollegen die Toten entdeckt, so beschrieb es der Sprecher. Die Körper seien verkohlt gewesen. Man sei dabei, sie zu obduzieren, und, wenn möglich, auch zu identifizieren.

In Griechenland brennt es. Schon wieder. Erst im Juli mussten die Griechen erleben, wie Waldbrände nicht nur auf der Ferieninsel Rhodos außer Kontrolle gerieten, sondern jeden Tag überall im Land neue Feuer hinzukamen. Man sei "im Krieg", sagte Premierminister Kyriakos Mitsotakis damals. In dem Monat litt Griechenland unter der schlimmsten Hitzewelle seit Jahrzehnten.

Jetzt, wenige Wochen später, wiederholt sich die Katastrophe. Wieder sind Brände außer Kontrolle. Es ist, schon wieder, heiß im Land. Nicht so heiß wie im Juli, dieses Mal bleiben die Temperaturen meist unter der 40-Grad-Marke. Besonders am Montag und Dienstag aber erschwerten starke Winde die Löscharbeiten. Wenn es nicht nur heiß ist, sondern auch windig, dann wissen die Griechen jetzt: Es ist Brandwetter. 60 Brände wurden bis Dienstag registriert - innerhalb von 24 Stunden.

Apokalyptische Bilder

Es brennt auf den Inseln Kythnos und Euböa. Ein kleineres Feuer brach in Sichtweite der Athener Innenstadt aus. Heftig brennt es etwas weiter nördlich der Hauptstadt, dort wurden Dörfer evakuiert, dort starb bereits am Montag ein Schäfer, einer der ersten beiden Toten dieser Woche. Der zweite war offenbar, wie die 18 vom Dienstag, ein Geflüchteter.

Die größten Brände bekämpft die Feuerwehr aktuell im Nordosten des Landes, in der Region um den Fundort der Leichen. Seit mehreren Tagen ist die Lage dort außer Kontrolle. Auch hier begannen die Behörden, die Dörfer in der Nähe zu evakuieren, sie schickten Dutzende Warn-SMS an Anwohner. Hunderte Feuerwehrleute sind im Einsatz.

Stürmische Winde fachen die Flammen der Waldbrände in ganz Griechenland an. (Foto: Achilleas Chiras/dpa)

In der nahe gelegenen Hafenstadt Alexandroupoli sah man apokalyptische Bilder, einen von den Feuern rot gefärbten Himmel. Selbst hier, in der Sicherheit der Stadt, entschied man sich für Evakuierungen. Wegen der schlechten Luft und der Asche brachte die örtliche Klinik ihre Patienten auf den Weg ins nächstgrößere Kavala, einige auch auf dem Seeweg. In der Nacht zu Dienstag wurde so der Hafen der Stadt für viele zum Ausgangstor. Auf Fotos war zu sehen, wie Neugeborene auf Matratzen auf dem Boden einer Fähre lagen.

In Griechenland wünscht man sich im Juli und August eigentlich kalo kalokairi, einen schönen Sommer. Ein griechischer Meteorologe sprach am Montag nun von einem "schwierigen Sommer", der ja noch nicht vorbei sei. Siehe die aktuellen Feuer, die neuerliche Hitze. Und das, sagte der Mann, sei "die neue Normalität".

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